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DIE EUTHYNTERIE DES PARTHENON.

Die Frage, ob und in welchen Zeiten die Euthynterie am griechischen
Tempel sichtbar gewesen ist, würde eine eingehende Untersuchung ver-
dienen. In der Tat scheint das völlige Fehlen dieses Baugliedes an zahl-
reichen Tempeln und gerade an einigen hervorragenden Bauten des
klassischen Athen, wie dem Theseion, Erechtheion und den Propyläen,
darauf zu deuten, daß es auch sonst nichts weiter war als ein praktischen
Zwecken dienendes und den Blicken entzogenes Glied des Unterbaues.
Beim Niketempel gehen die Meinungen darüber, ob die jetzt unter den
Stufen sichtbare niedrige Marmoreuthynterie von Anfang an vorhanden
und zu sehen gewesen sei, auseinander. An dem hervorragendsten Tempel
aber des klassischen Athen, dem Parthenon, ist eine sichere Beantwortung
dieser Frage möglich.

Bekanntlich ist der Parthenon auf dem Unterbau des vorpersischen
Tempels in der Weise angelegt, daß er iin Osten, Süden und Westen
diesen als Baugrund benutzte. Im Norden wurde ein neues Fundament
angestückt, soweit der neue Tempel nicht unmittelbar auf dem ge-
wachsenen Fels stehen konnte, was allein im nördlichen Teil der Ostfront
der Fall war1). Die oberste Schicht des vorpersischen Unterbaues tritt
als Stufe um-47 cm rings herum hinter den Rand des übrigen Fundaments
zurück. Da die unterste Stufe des Parthenon im Süden und im Haupt-
teil der Ostfront einwärts des Vorderrandes dieser alten Porosstufe lag,
k.onnte deren horizontale Oberfläche ihr als Auflager dienen2). Trotzdem
wurde eine senkrechte Kante als Richtlinie für die Verlegung der untersten
Marmorstufe des iktinischen Baues dadurch gewonnen, daß der vordere
Teil der alten Porosblöcke abgearbeitet wurde. Die so entstandene
Euthynterie hat an der Südseite eine Höhe von 13,5—15,5 cm und
springt um 7 cm über die Front der untersten Stufe vor.

J) Siehe vor allem Hills Ausführungen im Amer. Journ. Arch. 1912, 535 ff.,
wo die ältere Literatur genannt ist. Ferner Collignon, Le Parthenon, Paris
1912, 5 ff. und dass. kieine Ausgabe, Paris 1914, 22 ff.

2) Ziller, Über die ursprüngliche Existenz der Kurvaturen des Parthenon
(Ztschr. f. Bauwesen 1865) Taf. A Fig. 6; Hill, a. a. O. Taf. VIII; Collignon,
gr. Ausg. Fig. 18, kl. Ausg. Fig. 16.
 
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