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EIN CHOREGISCHES DENKMAL
(Mit Beilage XXIX und XXX)
I
Der merkwürdige Skulpturrest, der hier auf Beil. XXIX und
XXX zum erstenmal veröffentlicht wird, liegt in der Ruine des neuen
Tempels des Dionysos Eleuthereus ziemlich unbeachtet am Boden.
In dieser Gegend lag er schon im Beginn der neunziger Jahre, wie
Photographieen des Instituts und eine flüchtige Erwähnung im
Jahrbuch (1893 S. 164 Anm. 9) dartun; beide bezeichnen ihn als
archaischen Kerberos. Ans Tageslicht muss er schon viel früher
gekommen sein, zusammen mit den übrigen Skulpturenfunden, bei
der Ausgrabung des Bezirks.
Als ich ihn vor sieben Jahren zum erstenmal bemerkte, schien
er mir ein choregisches Denkmal in der Art des bekannten delischen
(B. C. H. 1907 S. 430, 499, 504) zu sein, ein Phallos, der einstmals
sich auf einem Sockel im Heiligtum erhob und von einem Sieg im
dionysischen Agon kündete. Auch der delische stand in einem dem
Dionysos heiligen Bezirk, mit drei anderen zusammen und als
Nachfolger eines älteren (B. C. H. 1907 S. 500 und 502; 1922 S. 100).
Fundort und Inschrift lassen über seine Bestimmung keinen Zweifel,
und so wird es sich auch bei zwei ähnlichen mir bekannten Stücken
um dionysische Anatheme handeln. Das eine (B. C. H. 1907 S. 500
Anm. 1) steht im Museum von Syra (Nr. 81 ), als Fundort ist die
Insel Astypalaia angegeben; die Dimensionen sind bedeutend kleiner,
der erhaltene Unterteil, der einst mit dem Oberteil durch Dübel ver-
bunden war, misst nur 18 cm. Stimmt hier die Auffassung des gan-
zen Gebildes mit dem Weihgeschenk des Karystios auffällig überein,
so ist bei einem zweiten Stück im Hof des Museums von Tarent, von
ähnlich geringen Dimensionen, eine andere Kombination gewählt.
Bei den Votiven aus Delos und Astypalaia vertreten die Hoden für
den Eindruck des Beschauers gleichsam die angezogenen Schenkel
des hockenden Mischwesens, das tarentinische ist mehr einem hocken-
den Hund angeglichen. Ein Schwanz legt sich auf den Rücken, die
Hinterbeine des Tieres sind deutlich wiedergegeben, zwischen ihnen
 
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