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Grimm, Wolf-Dieter; Snethlage, Rolf; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Denkmalpflege-Laborgespräch <1, 1983, München> [Contr.]
Adneter Rotmarmor: Vorkommen u. Konservierung; Bericht über d. 1. Denkmalpflege-Laborgespräch — Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 25: München: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.75238#0011
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Der Begriff „Adnet(h)er Schichten" wurde generell für die
roten Juraknollenkalke der Nordalpen bereits von HAUER
1853 verwendet; noch älter ist der Begriff „Adnether Mar-
mor", der sich schon bei LIPOLD 1851 findet; die Bezeich-
nung „Rote Knollenkalke" hierfür hat erst später Verwen-
dung gefunden. Den Begriff „Hierlatzkalk" für die auffällig
weißgesprenkelten Crinoidenschuttkalke hat E. SUESS
1852 nach der Typuslokalität Hierlatzalpe auf dem Dach-
stein in die Literatur eingeführt. Die auffällig rote Farbe und
der Fossilreichtum der Veroneser Marmore bedingten in Ita-
lien, daß DE ZIGNO 1850 den Namen „Rosso Ammonitico"
wählte; einen gleichartigen Begriff — „calcaire rouge am-
monitique" — hat in Frankreich schon früher PILLA (1847)
für jurassische Rote Knollenkalke geprägt.
Die Roten Knollenkalke und die Hierlatzkalke sind — petro-
graphisch gesehen — sedimentäre Kalksteine. Wenn sie im
folgenden auch als „Rotmarmore" zusammengefaßt wer-
den, soll darunter kein metamorphes Kristallingestein ver-
standen werden, sondern ein polierfähiges Kalkgestein im
Sinne der technischen Nomenklatur.
Den Herren J. GELDHAUSER, Technische Universität Mün-
chen, und S. WEBER, Natursteinbetrieb FEIGHT/München,
danke ich für freundliche Hinweise, den Herren Dr. U.
SCHWARZ, Dr. T. STEIGER, alle München, für Korrekturen
am Manuskript.

2. Ausbildung der jurassischen Rotmarmore
2.1. Steinbruchrevier Adnet
Die Eigenschaften der Rotmarmore sollen zunächst be-
schrieben werden am Beispiel der Vorkommen von Adnet
im Salzachtal, ca. 15 km südsüdöstlich von Salzburg. Dort
sind in zahlreichen heute noch zugänglichen Steinbrüchen
alle wichtigen Varietäten dieser vielfältigen Gesteinsgrup-
pe aufgeschlossen (KIESLINGER 1964, S. 148 ff.). Der Ab-
bau der Dekorationsgesteine erfolgte ununterbrochen und
in großem Umfang schon seit der Romanik, vielleicht schon
seit den Römerzeiten. Vor allem während der Gotik, aber
auch noch im Barock waren die Adneter Brüche die wichtig-
sten Lieferanten für profane und sakrale Epitaphiengestei-
ne in Österreich und Altbayern, darüber hinaus verbreitet in
ganz Mitteleuropa.
Regionalgeologisch gehören die Adneter Naturwerksteine
zum Gebirgsstock der Osterhorngruppe; stratigraphisch
sind sie in die oberste Trias (Rhät) und in den unteren Jura
(Lias) einzuordnen. Für die folgenden Erläuterungen sind
nur die roten jurassischen Kalksteine von Bedeutung; die
vielfarbigen rhätischen Riffkalksteine, die aufgrund der
Durchschnitte ihrer verästelten Korallenstöcke auch als
„Lithodendronkalke" oder als „Tropfmarmore" bezeichnet
werden, gehören noch dem tieferen geologischen Stock-
werk — der Trias — an (SCHÄFER 1979).


Abb. 2: Lienbacher Bruch ca. 500 m östlich von Adnet.
Der große, bis ca. 10 m hohe Bruch in dickplattigem Rotem Knollenkalk ist einer der ältesten Adneter Brüche. Die „Lienbacher Liasfazies" ist durch die schwar-
zen manganreichen Ränder um die Knollen gekennzeichnet. Unter dem Lias-Rotmarmor wurde — nach einer mehrere Zentimeter dicken Grenzlage aus schwar-
zem, manganreichem Gestein — der weißliche Rhätkalk (Helltropf-Fazies) erschlossen.

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