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Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Engelhardt, Bernd [Oth.]; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege / Aussenstelle Landshut [Contr.]
Archäologische Denkmalpflege in Niederbayern: 10 Jahre Aussenstelle des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege in Landshut (1973 - 1983) — Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 26: München: Lipp, 1985

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Irenäus Matuschik

Zur Chronologie des Spätneolithikums des bayerischen Donautals. Die
Stratigraphie und Radiocarbondaten aus Oberschneiding,
Lkr. Straubing - Bogen

Im Herbst 1981 entdeckte der Luftbildarchäologe des Bayer.
Landesamtes für Denkmalpflege im abgeschobenen Gelän-
de des ersten Hausbaues im neu ausgewiesenen Bebau-
ungsgebiet „Gänsberg" in Oberschneiding einen dunklen
Flecken. Eine Begehung zeigte, daß es sich um eine Grube
der Chamer Gruppe handelte. In einer schnellen Notbergung
sollte das Objekt aufgenommen werden. Als sich jedoch
zeigte, daß hier ein ausgedehnter vorgeschichtlicher Sied-
lungsplatz überbaut werden sollte, wurde aus der Notber-
gung eine reguläre, groß angelegte Siedlungsgrabung. Die
Leitung dieser regulären Ausgrabung hatte zunächst der Ver-
fasser. Im folgenden Frühjahr führte dann ein Grabungs-
techniker des Landesamtes für Denkmalpflege das Unter-
nehmen zu Ende.
Neben Siedlungsniederschlägen der Münchshöfener Grup-
pe und der Bronzezeit kamen Teile eines Altheimer Erd-
werkes sowie ein Chamer Grabensystem zum Vorschein
(Abb. 1).
Analog Altheimer Anlagen in ähnlicher topographischer Si-
tuation ist das Erdwerk von Oberschneiding als langrecht-
eckige Befestigung zu ergänzen, deren grabenlose Westflan-
ke sich an den Steilabfall zum Irlbach hin anlehnt.
Im Gegensatz zur Altheimer Anlage gelang es, den Graben
der Chamer Befestigung über die Ausgrabungsgrenze hin-
aus mit Hilfe der magnetischen Prospektion zu erfassen. Ein
vollständiger Befund war aber auch hier nicht zu erreichen.
In der Grabungsfläche verflachte der Chamer Graben nach
Osten zu und keilte dann aus. Dasselbe wiederholte sich in
dem durch Magnetik vermessenen Teil der Anlage. Man kann
wohl davon ausgehen, daß dieser Teil des Grabens abero-
diert ist.
Hier hatte sich als einziger Chamer Siedlungsniederschlag
ein großes Objekt erhalten, welches in die Altheimer Befunde
eingetieft war. Der folgende Aufsatz beschäftigt sich mit die-
sen Objekten.
Natürlich demonstriert dieser Befund das zeitliche Verhältnis
dieser beiden spätneolithischen Kulturerscheinungen zuein-
ander, weshalb er möglichst detailliert dargelegt sei. Im Ver-
bund mit 1982 im Institut für Umweltphysik der Universität
Heidelberg 1 erstellten Radiocarbondaten soll kurz seine Be-
deutung für die Chronologie des Spätneolithikums aufge-
zeigt werden. Da die ergrabene Fundmasse z. T. beträchtlich
ist, und die jung- und endneolithischen Siedlungsobjekte der
Grabungskampagne 1981 im jeweiligen Gesamtsiedlungs-
kontext zu betrachten sind, kann und soll einer endgültigen
Vorlage nicht vorgegriffen, sondern wichtige Befunde rasch
der Diskussion zugeführt werden.

Befund
Da eine frühere Sondage (Abb. 2, direkt westlich an das Pro-
fil Z - W - C anschließend) eine „Vergesellschaftung" Althei-
mer und Chamer Materialien nahezulegen schien 2, wurde
der auf der Fläche dokumentierte Befund, ein Graben, der im
Südwesten des Grabungsareals 1981 merkwürdig ausufert
(Abb. 1), möglichst oft geschnitten. Aus Zeitgründen konnten
die z.T. nur sehr dünnen Einfüllstraten nicht im „Abschälver-
fahren" ausgegraben werden. Also wurden mechanische Ab-
hübe in Spatenstichtiefe (ca. 25-30 cm) vorgenommen.
Allerdings wurde diese Vorgehensweise sofort aufgegeben,
wenn festgestellt wurde, daß es sich nicht um die gewöhnli-
che Überlagerung von Einfüllstraten der Grabenfüllung, son-
dern um eine Grabenbegrenzung zu jüngeren oder älteren
Objekten handelt. Dann wurde schichtweise weiter- gegra-
ben, um möglichst viel stratifiziertes Material zu bergen.
Ebenfalls aus Zeitgründen konnten nur wenige Fundgegen-
stände, deren Bedeutung vor Ort zu erkennen war, dreidi-
mensional eingemessen werden. Das Gros der Funde ist in
den Objekten nach Segment (z.B. A-C-F-D) und Abstich (z.B.
3, d.h. ca. 0,50-0,75 m Tiefe) grob lokalisierbar.
Der Graben wurde 1981 in einer Länge von ca. 20 m erfaßt.
Die Tiefe ab A-Horizont Unterkante schwankt zwischen 1m
und 1,87 m (Abb. 3), die erhaltene Breite zwischen etwa 1m
(Abb. 4 C am Querprofil H-G) und mehr als 3 m (Abb. 4F). Im
Südwesten des Grabungsareals läuft der Graben auf seiner
Ostseite oben relativ flach aus (Abb. 5A), was z.T. mit einem
Umbruch bzw. Abknicken zu tun hat (Abb. 2). Im Regelfall
handelt es sich um einen ausgeprägten Spitzgraben (Abb. 4),
der aber im Südwesten auch im unteren Bereich breit wird
und die Form eines Sohlgrabens annimmt (Abb. 5A).
In den Längsprofilen ist zu sehen, daß der Graben durch ho-
rizontal verlaufende Straten strukturiert ist und zwar noch fei-
ner, als dies aus den Profilumzeichnungen (Abb. 3) zu
entnehmen ist. In den Grabenquerschnitten sind diese Stra-
ten entweder konvex und zwar nach oben hin immer flacher
werdend, oder aber sie beziehen sich dominierend auf eine
Grabenhälfte und fallen schräg zur Grabenmitte (Abb. 4E)
hin ab. Diese Strukturierung des Grabens entfällt im Südwe-
sten: hier ist die Füllung viel homogener; auch war diese im
Regelfall stark lößhaltig, im Südwesten aber dominierend hu-
mos. Der Fundanfall war hier überdurchschnittlich groß.
Im Südwesten der Grabungsfläche 1981 überlagert bzw.
schneidet der Graben - Objekt 3 - eine ältere Grube, Objekt
16 (Abb. 5). Auf der Ostseite des Grabens ist diese ältere Gru-
be nur im Sohlbereich stark humos verfüllt, ansonsten be-
steht die Füllung dominierend aus braungrau geflecktem

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