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242 -
Zeugt mich, wie unendlich schwer es ist, die
Brille des Vormtheils, des Herkommens,
der Gewohnheit, durch welche wir olles falsch
sehen, ganz abzulegen, und mit dem eigenen
Scharfblik einer reinen Vernunft jede Seche
in ihrer ursprünglichen Gestalt zu erbliken.
Es giebt in hiesiger Provinz, und wahr-
scheinlich in allen Provinzen Frankreichs, ei-
ne Menge Leute, welche alles, was bisher
vorsiel, durch eben diese Brille sehen; dabei
guken sie noch durch eine andere Brille —
durch die des persönlichen Interesse —
welche vollends alles verkehrt zeigt. Durch
diese, mein lieber F... , sehen Sie nicht;
auch waren Sie in Ihren Meinungen nie
leidenschaftlich, hatten für Wahrheit immer
ein offenes Ohr — leihen Sie dies auch izt
Ihrem Freunde, und folgen Sie ruhig und
prüfend dem Gange feiner Ideen!
Sie sagen in Ihrem Brief: „Ich bin nun
„überzeugt: allgemeine Aufklärung ist eine
„gefährliche Chimäre — die gross Menschen-
rasse ist keines hohen Grades von Freiheit
„empfänglich! „ Hier, lieber F..., habe
ich Sie gerade auf dem Punkt, wo ich Sie
haben wollte, um eines der verjährtesten, un-
gerechtesten Vorurtheile aufzudeken. Was
will doch das Hessen — gross Menschen-
Müsse? hat etwa, bei Entstehung des Men-
schengeschlechts, der Schöpfer eine kleine An-
 
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