die in Verbindung mit A. S. Puschkin’s Exil in
Michajlowsk bekannt geworden war und zu jenen
Kreisen des Adels von Pskow gehörte, aus welchen
Puschkin die Prototypen der Protagonisten für
seinen Eugen Onegin herausbildete.
Wie also aus dem vorliegenden Material her-
vorgeht, greift Rombauer in der Anfangsperiode
seines Aufenthaltes in Russland, also in den Jahren
1806—1808, vorübergehend auch auf den älteren
Typ des Portraits zurück, was mit seiner Lehre
bei Stunder in Verbindung gebracht werden kann.
Die Wege, die er in der darauffolgenden Etappe
einschlägt, können jedoch schon nicht mehr nur
mit klassizistischen, Stunder’schen oder Lerch’-
schen Reminiszenzen abgegrenzt werden.
In der Weiterentwicklung des Künstlers spielt
zweifelsohne die Ermitage mit ihren grandiosen
Sammlungen eine bedeutende Rolle.23 Hierbei
kann es kein Zufall sein, dass von allen diesen
reichen Kollektionen gerade die Kunst der bür-
gerlichen Niederlande Rombauer so stark beein-
flusste, dass er Portraits von van Dyck und der hol-
ländischen Genre-Maler kopiert. Mit der Sachlich-
keit seines Blickes, aber auch mit dem ideellen
Gehalt seines Werkes drückt Rombauer selbst
die Ideale der neuen gesellschaftlichen Kräfte,
die Ideale der jungen Bourgeoisie aus. Von diesem
Gesichtspunkt aus, von der Plattform der bürger-
lichen Klasse, zu welcher er selbst eindeutig gehört,
schreitet Rombauer zu einer Umwertung der
Vergangenheit und zu einer Uebernahme von
Impulsen aus der Gegenwart. Wie wir im weiteren
noch versuchen werden zu demonstrieren, über-
nimmt Rombauer diese lebendigen Impulse der
Gegenwart gerade aus der russischen Portraits-
schule in sein Werk.
Gleichzeitig mit seiner Arrivierung in die exklu-
siven Kreise der Petersburger Gesellschaft — un-
ter den von Rombauer porträtierten Persön-
lichkeiten werden unter vielen anderen auch der
berühmte Führer der Don-Kosaken, der Held des
Grossen Vaterländischen Krieges 1812, Matwej
Iwanowitsch Platow, Jelizaweta Andrejewna Arak-
tschejewa, die Mutter des gefürchteten Zarenan-
hängers, General A. A. Araktschejew, der römisch-
katholische Metropolit Sestrentschewitsch24 er-
wähnt — wird Rombauers Name auch in Fach-
kreisen immer mehr bekannt, und es kommt zu
einer Festigung seiner Verbindungen und Kon-
takten mit den Künstlerkreisen von Petersburg.
Seine Beteiligung an der Ausstellung der Peters-
burger Akademie im Jahre 181025 ist an und für
sich schon als ein Erfolg zu betrachten. Sie be-
deutet nicht nur Rombauers erstes offizielles
Erscheinen in der Oeffentlichkeit, sondern auch
seine offizielle Einführung in die Kreise der Peters-
burger Künstlergemeinde.
Wie bereits auch A. N. Tichomirow28 ausführt,
wird die fachliche Anerkennung Rombauers zwei-
felsohne auch durch die Tatsache bewiesen, dass
der 55 Jahre alte prominente Repräsentant der
russischen Kunst, der Graveur I. S. Klauber, der
als Professor der graphischen Abteilung der Akade-
mie eine ganze Generation russischer Graveure
erzogen hatte — laut der bereits zitierten Arbeit
den kaum 27 Jahre alten Rombauer im Jahre 1809
aufforderte ein Stichportrait des Kosakenhaupt-
mannes M. I. Platow anzufertigen. Damals haben
weder Klauber noch Rombauer geahnt, dass ihr
gemeinsames Werk als Vorlage für ungefähr 30
andere Graphiker dienen wird, die in mehr oder
weniger bekannten europäischen Buchverlagen,
wie Artaria in Wien, A. Whaltier in London, G.
Vallardi in Milano — es unternommen haben, den
europäischen Markt mit dem Portrait des so po-
pulären Napoleon-Bekämpfers zu saturieren.27
Nebst Klauber wurde Rombauers Name auch
mit weiteren Graveuren in Russland in Zusammen-
hang gebracht. Durch das Bildnis des Generals
Orlow-Denisow, welches später in der Galerie der
Helden das gegen Napoleon geführten Feldzugs
seinen Platz fand, kam Rombauers Name mit dem
Namen des Italieners Cardelli, des Hofgraveurs
Alexanders I. und mit Sergej Baskakow in Ver-
bindung. Das Bildnis von A. I. Nelidow, Gouver-
neurs von Kursk, wurde zur Vorlage der aus-
gezeichneten, an das Malerische grenzende Gra-
vüre von A. G. Uchtomskij; das Bildnis des Mit-
begründers des Instituts für östliche Nationen
Jakim Lazare witsch Lazarew diente dem Graveur
A. A. Florow als Vorlage, das Bildnis des Schau-
spielers Gebhardt dem Graveur I. V. Tscheskij
usw.28
Zusammen mit diesen Formen des Kontakts
mit dem russischen Kunstgeschehen und der
russischen Kunst, die auch die Möglichkeit einer
direkten Zusammenarbeit nicht ausschliessen, exis-
tieren natürlich auch weitere, für die Entwicklung
des künstlerischen Profils Rombauers nicht be-
deutsame Beziehungen.
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Michajlowsk bekannt geworden war und zu jenen
Kreisen des Adels von Pskow gehörte, aus welchen
Puschkin die Prototypen der Protagonisten für
seinen Eugen Onegin herausbildete.
Wie also aus dem vorliegenden Material her-
vorgeht, greift Rombauer in der Anfangsperiode
seines Aufenthaltes in Russland, also in den Jahren
1806—1808, vorübergehend auch auf den älteren
Typ des Portraits zurück, was mit seiner Lehre
bei Stunder in Verbindung gebracht werden kann.
Die Wege, die er in der darauffolgenden Etappe
einschlägt, können jedoch schon nicht mehr nur
mit klassizistischen, Stunder’schen oder Lerch’-
schen Reminiszenzen abgegrenzt werden.
In der Weiterentwicklung des Künstlers spielt
zweifelsohne die Ermitage mit ihren grandiosen
Sammlungen eine bedeutende Rolle.23 Hierbei
kann es kein Zufall sein, dass von allen diesen
reichen Kollektionen gerade die Kunst der bür-
gerlichen Niederlande Rombauer so stark beein-
flusste, dass er Portraits von van Dyck und der hol-
ländischen Genre-Maler kopiert. Mit der Sachlich-
keit seines Blickes, aber auch mit dem ideellen
Gehalt seines Werkes drückt Rombauer selbst
die Ideale der neuen gesellschaftlichen Kräfte,
die Ideale der jungen Bourgeoisie aus. Von diesem
Gesichtspunkt aus, von der Plattform der bürger-
lichen Klasse, zu welcher er selbst eindeutig gehört,
schreitet Rombauer zu einer Umwertung der
Vergangenheit und zu einer Uebernahme von
Impulsen aus der Gegenwart. Wie wir im weiteren
noch versuchen werden zu demonstrieren, über-
nimmt Rombauer diese lebendigen Impulse der
Gegenwart gerade aus der russischen Portraits-
schule in sein Werk.
Gleichzeitig mit seiner Arrivierung in die exklu-
siven Kreise der Petersburger Gesellschaft — un-
ter den von Rombauer porträtierten Persön-
lichkeiten werden unter vielen anderen auch der
berühmte Führer der Don-Kosaken, der Held des
Grossen Vaterländischen Krieges 1812, Matwej
Iwanowitsch Platow, Jelizaweta Andrejewna Arak-
tschejewa, die Mutter des gefürchteten Zarenan-
hängers, General A. A. Araktschejew, der römisch-
katholische Metropolit Sestrentschewitsch24 er-
wähnt — wird Rombauers Name auch in Fach-
kreisen immer mehr bekannt, und es kommt zu
einer Festigung seiner Verbindungen und Kon-
takten mit den Künstlerkreisen von Petersburg.
Seine Beteiligung an der Ausstellung der Peters-
burger Akademie im Jahre 181025 ist an und für
sich schon als ein Erfolg zu betrachten. Sie be-
deutet nicht nur Rombauers erstes offizielles
Erscheinen in der Oeffentlichkeit, sondern auch
seine offizielle Einführung in die Kreise der Peters-
burger Künstlergemeinde.
Wie bereits auch A. N. Tichomirow28 ausführt,
wird die fachliche Anerkennung Rombauers zwei-
felsohne auch durch die Tatsache bewiesen, dass
der 55 Jahre alte prominente Repräsentant der
russischen Kunst, der Graveur I. S. Klauber, der
als Professor der graphischen Abteilung der Akade-
mie eine ganze Generation russischer Graveure
erzogen hatte — laut der bereits zitierten Arbeit
den kaum 27 Jahre alten Rombauer im Jahre 1809
aufforderte ein Stichportrait des Kosakenhaupt-
mannes M. I. Platow anzufertigen. Damals haben
weder Klauber noch Rombauer geahnt, dass ihr
gemeinsames Werk als Vorlage für ungefähr 30
andere Graphiker dienen wird, die in mehr oder
weniger bekannten europäischen Buchverlagen,
wie Artaria in Wien, A. Whaltier in London, G.
Vallardi in Milano — es unternommen haben, den
europäischen Markt mit dem Portrait des so po-
pulären Napoleon-Bekämpfers zu saturieren.27
Nebst Klauber wurde Rombauers Name auch
mit weiteren Graveuren in Russland in Zusammen-
hang gebracht. Durch das Bildnis des Generals
Orlow-Denisow, welches später in der Galerie der
Helden das gegen Napoleon geführten Feldzugs
seinen Platz fand, kam Rombauers Name mit dem
Namen des Italieners Cardelli, des Hofgraveurs
Alexanders I. und mit Sergej Baskakow in Ver-
bindung. Das Bildnis von A. I. Nelidow, Gouver-
neurs von Kursk, wurde zur Vorlage der aus-
gezeichneten, an das Malerische grenzende Gra-
vüre von A. G. Uchtomskij; das Bildnis des Mit-
begründers des Instituts für östliche Nationen
Jakim Lazare witsch Lazarew diente dem Graveur
A. A. Florow als Vorlage, das Bildnis des Schau-
spielers Gebhardt dem Graveur I. V. Tscheskij
usw.28
Zusammen mit diesen Formen des Kontakts
mit dem russischen Kunstgeschehen und der
russischen Kunst, die auch die Möglichkeit einer
direkten Zusammenarbeit nicht ausschliessen, exis-
tieren natürlich auch weitere, für die Entwicklung
des künstlerischen Profils Rombauers nicht be-
deutsame Beziehungen.
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