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Ars: časopis Ústavu Dejín Umenia Slovenskej Akadémie Vied — 2.1968

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Petrová-Pleskotová, Anna: Die Entwicklungsaspekte des Schaffens Johann Rombauers
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Die Entwicklungsaspekte des Schaffens
Johann Rombauers

ANNA PETROVÁ-PLESKOTOVÁ

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in einer
Periode, in der die slowakischen Maler mit ihrer
Bildung, Kultur und mit der Stilrichtung ihrer
Arbeiten nebst dem heimatlichen Boden im allge-
meinen an Wien und an das Gebiet von Mittel-
europa gebunden waren, bedeutet Johann Rom-
bauer, künstlerisch herangereift und lange Jahre
in der Metropole des russischen zaristischen Im-
periums tätig, unserem Wissen nach eine einzig-
dastehende Ausnahme von dieser Regel. Diese
Ausnahme ist umso bemerkenswerter, weil er sich
gerade im Milieu der Petersburger Gesellschaft
zum Portraitmaler der höchsten Kreise emporarbei-
tet und mit bedeutenden Persönlichkeiten des
russischen öffentlichen und kulturellen Lebens in
Berührung kommt. In der Persönlichkeit und im
Werk Johann Rombauers geht es also nicht nur
um eine vom kunsthistorischen, sondern auch vom
kulturhistorischen Standpunkt gesehen interessan-
ten Kontakt mit der russischen Kultur des vorigen
Jahrhunderts.
Natürlich wollen wir nicht behaupten, dass das
Werk Johann Rombauers bis jetzt unbeachtet
und ohne Echo geblieben wäre. Das Geheimnisvolle,
das den in seine slowakische Heimat zurückkehren-
den, durch seinen in weiter Fremde erworbenen
Ruhm und Erfolge bekanntgewordenen Künst-
ler umgab, übte eine Anziehungskraft nicht nur
auf seine Zeitgenossen, sondern auch auf die nach
ihm folgenden Generationen aus. Dank der Kom-
pliziertheit der Nationalitätenverhältnisse der ge-
wesenen Habsburgermonarchie ist Rombauer für
mehrere Nationalitäten interessant geworden. Noch
vor der slowakischen Kunstwissenschaft bewarb
sich um Rombauer die damalige ungarische, die
Interessen der ungarischen herrschenden Kreise

vertretende Kunstwissenschaft, u. zw. war es die
Generation Kornel Divald’s, der ebenfalls aus der
Ostslowakei stammte und auch schon lokalpatrio-
tisch motiviert an Rombauer interessiert war.
Auf die Ergebnisse der Forschungsarbeiten Di-
vald’s1 stützten sich ungarische Autoren selbst
noch nach dem Zweiten Weltkrieg.2 Die Auf-
merksamkeit der slowakischen kunsthistorischen
Disziplin datiert noch aus den Zeiten der bour-
geoisen Tschechoslowakei.3 Hiezu kamen neuere,
überraschende Ergebnisse der systematischen Er-
forschung Rombauers künstlerischer Hinterlassen-
schaft.4 In der letzten Zeit zeigte auch die sow-
jetische Kunstgeschichte, vertreten hauptsächlich
durch A. N. Tichomirow,5 lebhaftes Interesse um
Rombauers künstlerisches Schaffen.
Es wäre unrichtig und unmarxistisch, wenn wir
heute, nachträglich, Rombauer irgendein National-
gefühl, sei es slowakisch, ungarisch oder auch
deutsch, aufoktroieren, bezw. wenn wir sein Werk
in den Rahmen einer einzigen Nationalkultur
einzwängen wollten. Rombauer war Kosmopolit,
der sich auf den Boulevards von Petersburg ebenso
zu Hause fühlte wie in den renaissance-Gässchen
der slowakischen Städte Prešov oder Levoča
(Leutschau). Wie wir aus älteren Quellen erfahren,
sprach er nicht nur deutsch, sondern es wurde in
seinem Haus auch französisch konversiert. Er
unterhielt Kontakte mit dem Ungarn Kazinczy
ebenso wie mit dem Slowaken Ginovský und mit
dem aus der Schweiz stammenden Miville6 in
Petersburg. Rombauers künstlerisches Schaffen
erreichte gerade im russischen Milieu und unter
dem Einfluss russischer Kultur seinen Höhepunkt.
Aufrichtiges Interesse, Begeisterung und auch
eine gewisse Sensationslüsternheit haben zwar in

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