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Ars: časopis Ústavu Dejín Umenia Slovenskej Akadémie Vied — 1988

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Rusina, Ivan: Ikonografia bratislavskej plastiky 17. a 18. storočia
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https://doi.org/10.11588/diglit.51759#0147

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Ikonographie der Plastik des 17. und 18.

Jahrhunderts in Bratislava

In der Zeit, die man betrachtet, war Bratislava eines
der Hauptzentren der Barockplastik Mitteleuropas. In
der Stadt wirkten die beiden bedeutsamsten Bildhauer-
diieser Gegend: G. R. Donner und F. X. Messerschmidt.
Hier entstanden viele Werke, die man zum Grundfond
der Barockplastik Europas rechnet. Ikonographisches
Verzeichnis der Kunstwerke ist im Verhältnis zu ande-
ren Zentren (München, Prag, Wien) zwar eher be-
scheiden, weil es nur einen Bruchteil des ursprüngli-
chen Reichtums beinhaltet. Es gibt verschiedene Grün-
de dazu: Baroc.kisierung, Regotisierung, bestrittene Pro-
venienz, fehlende Atribute, und nicht an letzter Stelle
auch die Tatsache, daß Donner und Messerschmidt auf
dem Gebiet der Ikonographie keine Novatoren waren.
Im Gegenteil, durch ihr eigenes Schaffen haben sie
an der Reduktion der Ikonographie teilgenommen.
Das Material ist in profane und sakrale Thematik
und dann in 9 Abschnitte eingeteilet.
I. Profane Thematik. 1. Historische Persönlichkeiten.
Das Porträt war in dieser Zeit mit der Grabplastik
unteilbar verbunden. Es wurde erst nach dem Jahr
1750 von F. X. Messerschmidt, A. Marschall und K. G.
Mervill verselbständigt. Im 17. und in der ersten Hälfte
des 18. Jahrhunderts waren die Porträtierten vor allem
Repräsentanten des Adels, der Kirche und des Staates;
erst nach der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts kom-
men auch Angehörige des dritten Standes (die Gele-
hrten und Bürger) dazu. 2. Antike Themen. Dieser
Umkreis ist weniger vertreten. Es gibt mehrere Grün-
de: es fehlte die Tradition, der soziale Hintergrund und
die Auftraggeber. Aber auch hier gab es drei wichtige
Gruppen der Werke: die erste war ein Bestandteil der
Verzierung des erzbischöflichen Sommerpalastes, die
andere ist in der Werkstatt G. R. Donners entstanden
und die dritte war ein Bestandteil der Dekoration der
Paläste und der öffentlichen Gebäude der Stadt.
3. Allegorien. Die Welt der Allegorien kann man mit
denen der 7 Grundtugenden für identisch halten, weil
die anderen, zum Beispiel Verschwiegenheit, Gesetzge-
bung oder Geschichte, vereinzelt sind.
II. Sakrale Thematik. 4. Die Dreifaltigkeit. Ihre Ab-
bildung hat in Bratislava neben den laufenden Sym-
bolen (z. B. Dreieck mit dem göttlichen Auge) drei
Grundformen: vor allem die mittelalterliche Abbildung

als sogenannter Gnadenthron, daneben die Dreifaltig-
keit an der Weltkugel und der letzte Typus hängt mit
dem Altar der Kreuzigung zusammen. 5. Christus. Seine
Gestalt hat in der Plastik eine besondere Stellung,
weil sie sich eine Kontinuität von der Spätgotik über
die Renaissance bis zum Barock erhalten hat (im Ge-
genteil z. B. von den Heiligen oder der Jungfrau
Maria). Geschichten aus seiner Jugend und Lehrtätig-
keit sind in Bratislava eher selten vertreten; als
Hauptthema gelten Passionsszenen, vor allem die Kreu-
zigung. 6. Die Engel. Von der ganzen Hierarchie der
Engelchöre findet man in Bratislava nur die zwei
niedrigsten Gruppen: die Erzengel (Michael, Gabriel,
Rafael) und gewöhnliche namenlose Engel. 7. Jungfrau
Maria. Sie war die Patronin von Alt-Ungarn (Patrona
Hungariae) und unter ihrer Schirmherrschaft wurde
hier der Antireformationskampf geführt. Wir finden
sie als Grundtypus (Madona, Immaculata) vor allem
in den Apsiden der Paläste und in den Statuengruppen
an den Gipfeln der Mariensäulen. Geschichten aus
ihrem Leben sowie die Darstellung der Pietà sind
selten, obwohl gerade in Bratislava zwei bedeutende
Exemplare der Pieta entstanden sind, die dann nach-
geahmt wurden: Scheibeles „wundertätige“ im Dom
und Donners Pieta in der Elemosynarius-Kapelle. 8.
Die Heiligen. Die Reformation hat den Abbildungen
der Heiligen den Rücken gekehrt; es war der Grund,
warum die Heiligen in der Kunst der Stadt erst im
17. Jahrhundert nur langsam mit der Gegenreforma-
tion erscheinen. Anfangs waren es diie noch mittelal-
terlichen Heiligen, die in Bratislava vor der Reforma-
tion ihr Heimatrecht gehabt hatten. Durch den Druck
der Gegenreformation und mit Hilfe der zugewanderten
Orden (Kapuziner, Jesuiten, Ursulinerinnen) wurde das
Feld von den neuen barocken Heiligen und regionalen
Patronen beherrscht. Trotz den Bestrebungen von Páz-
mány und Eszterházy ist es nicht gelungen die Dar-
stellung von St. Martin und St. Johann Elemosynarius
durchzusetzen. 9. Anderes. In diese Gruppe wurden
einzelne Geschichten und Gestalten der Ikonographie
in Bratislava eingereiht.
Den einzelnen Gruppen entspricht auch das ikono-
graphische Verzeichnis der Plastik am Ende der Be-
trachtung.
 
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