DOI Heft:
Nr. 1
DOI Artikel:Bałus, Wojciech; Tintoretto [Ill.]: Mac Dvořák betrachtet Tintoretto oder über den Manierismus
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.31179#0045
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herrscht. Alois Riegl hat dies weiter aufgefasst:, JMct
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H^r^o^V ^APr^r E7/^Pp Z<?n*A'wyg, AÍM/PA/^g, tü^V
P'P^rPt7^p^üA^ n/A Rw^/jg rMP^T'^''
Das Gefühl der Unbeständigkeit der Welt war
eine moderne Erfahrung, die sich seit Anfang des
20. Jahrhunderts langsam ihren Weg in das kollektive
Bewusstsein bahnteA Es koexistierte mit dem Glau-
ben an die Rationalität menschlichen Handelns, mit
der Überzeugung, logische Projekte verwirklichen
zu könnend" Eine solche Symbiose führte selbstver-
ständlich zu Spannungen, Konflikten und endlich
auch zum Nihilismus, wenn Ge Ansicht siegte, dass
Ge allgemeine Unbeständigkeit der Welt durch deren
Verwurzelung im Nichts verursacht warA In seiner
Auffassung des Manierismus rationalisierte Max
Dvořák die Konhikte der Epoche. So sprach er von
einem „rG^AP^r^ G/GoA, wodurch er das Gespenst
einer IdeeGosigkeit und totalen Denkkrise verbannte
und eine neue, stürmische Geistigkeit verkündete, das
heißt ein durchaus positives Anzeichen, das eine Wie-
^ SIMMEL, G.: Die Großstädte und das Geistesleben (ex: Dir
GwvrAaR ITtfrggč' (=Jahrbuch
der Gehe-Stiftung Dresden, 9). Hrsg. Th. PETERMIANN.
Dresden 1903, S. 185-206). In: A Wy^r/AH, http://
socio.ch/sim/sta03.htm, 31. 3. 2011.
^ RIEGL, A.: Die Stimmung als Inhalt der modernen Kunst.
In: RIEGL, A.: Augsburg —Wien 1929,
S. 29.
^ BUCHOLC, M.: ATransmigranťs Identity. In:
ARy/MM/G Pw^i. [Ausst.-Kat.] Krakow : ICC, 2011, S. 4-5.
dergeburt Europas ahnen ließ. Denn der Mamerismus
gehörte seiner Ansicht nach zu den historischen Er-
scheinungen, Ge eine Emanzipation und einen Sieg
der spiritualistischen Weltanschauung bedeuteten.
Doch seine Bildbeschreibungen lassen etwas anderes
erkennen: eine tiefe SensibGtät, möglicherweise eine
ÜbersensibGtät gegen Ordnungslosigkeit, innere Wi-
dersprüche, UnbestänGgkeit und Zerrissenheit.
Kehren wir zum letzten Mal nach VeneGg zurück.
Max Dvořák sitzt noch immer vor Tintorettos Bild.
Seine ganze Mühe gilt einer Rationalisierung des hell
erleuchteten Dreiecks. Doch die Flucht in die Welt
der Geistesgeschichte bringt keine vollständige Be-
ruhigung. Hinter den rationellen weltanschaulichen
Konstruktionen, hinter allen Erwägungen über das
Primat bald des Materialismus, bald des christlichen
Spiritualismus im Wandel der Epochen bricht immer
wieder dasselbe unlogische, Geht formalisierte bunte
Symptom in Tintorettos Bild hervor. Ein Zeichen,
dass sich nicht alles einer Rationalisierung unter-
ziehen lässt. Kurz nach dem Ersten Weltkrieg war
das allmähliche Hervortreten von Konturen einer
neuen Geistigkeit durch Ausbrüche von Irrationalität
begleitet, was der Gelehrte jeden Tag mit eigenen
Augen sehen konnte. Und was auch unmerklich die
scheinbare Schlüssigkeit des von ihm geschaffenen
logischen und rationellen wissenschaftlichen Systems
aushöhlteß
^ NYCZ, R.: O nowoczesnošci jako doswiadezeniu. Uwagi
wstypne [Über die Moderne als Erfahrung. Einleitende Be-
merkungen] . In: Nf^cyřVMyý/Gc öAw^öry^A? [Die Moderne
als Erfahrung]. Hrsg. R. NYCZ - A. ZEIDLER-JANISZEW-
SKA. Krakow 2006, S. 8-9.
^ Ibidem, S. 9-10; WERNER, M.: lKRrw'A'A'y/%%. (HwVoMwy,
IFVKcy [Angesichts des Nihilismus. Gombrowicz, Witkacy].
Warszawa 2009.
Für die freundliche Sprachkorrektur des Textes danke ich
herzlich Dr. Karen David.
43
herrscht. Alois Riegl hat dies weiter aufgefasst:, JMct
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Dvořák die Konhikte der Epoche. So sprach er von
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und eine neue, stürmische Geistigkeit verkündete, das
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^ SIMMEL, G.: Die Großstädte und das Geistesleben (ex: Dir
GwvrAaR ITtfrggč' (=Jahrbuch
der Gehe-Stiftung Dresden, 9). Hrsg. Th. PETERMIANN.
Dresden 1903, S. 185-206). In: A Wy^r/AH, http://
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^ RIEGL, A.: Die Stimmung als Inhalt der modernen Kunst.
In: RIEGL, A.: Augsburg —Wien 1929,
S. 29.
^ BUCHOLC, M.: ATransmigranťs Identity. In:
ARy/MM/G Pw^i. [Ausst.-Kat.] Krakow : ICC, 2011, S. 4-5.
dergeburt Europas ahnen ließ. Denn der Mamerismus
gehörte seiner Ansicht nach zu den historischen Er-
scheinungen, Ge eine Emanzipation und einen Sieg
der spiritualistischen Weltanschauung bedeuteten.
Doch seine Bildbeschreibungen lassen etwas anderes
erkennen: eine tiefe SensibGtät, möglicherweise eine
ÜbersensibGtät gegen Ordnungslosigkeit, innere Wi-
dersprüche, UnbestänGgkeit und Zerrissenheit.
Kehren wir zum letzten Mal nach VeneGg zurück.
Max Dvořák sitzt noch immer vor Tintorettos Bild.
Seine ganze Mühe gilt einer Rationalisierung des hell
erleuchteten Dreiecks. Doch die Flucht in die Welt
der Geistesgeschichte bringt keine vollständige Be-
ruhigung. Hinter den rationellen weltanschaulichen
Konstruktionen, hinter allen Erwägungen über das
Primat bald des Materialismus, bald des christlichen
Spiritualismus im Wandel der Epochen bricht immer
wieder dasselbe unlogische, Geht formalisierte bunte
Symptom in Tintorettos Bild hervor. Ein Zeichen,
dass sich nicht alles einer Rationalisierung unter-
ziehen lässt. Kurz nach dem Ersten Weltkrieg war
das allmähliche Hervortreten von Konturen einer
neuen Geistigkeit durch Ausbrüche von Irrationalität
begleitet, was der Gelehrte jeden Tag mit eigenen
Augen sehen konnte. Und was auch unmerklich die
scheinbare Schlüssigkeit des von ihm geschaffenen
logischen und rationellen wissenschaftlichen Systems
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^ Ibidem, S. 9-10; WERNER, M.: lKRrw'A'A'y/%%. (HwVoMwy,
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Warszawa 2009.
Für die freundliche Sprachkorrektur des Textes danke ich
herzlich Dr. Karen David.
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