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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,2): Einzelmythen: Hippolytos - Meleagros — Berlin, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.12013#0107
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TAFEL LXVII. LXVIII 207. 208.

für die Glyptothek von Carl Jacobsen erworben. Leider wurde
vor dem Transport die Vorderseite von dem Sarkophag abgesägt;
über die Darstellungen auf den Schmalseiten fehlt jeder Bericht.

Abbildung: Recucil d'archeologic Orientale IV 1887 pl. XV.
XVI = Revue archeologique; 3 Serie, XI 1888, 1 //. VII. VIII (etwas
retouchirt). — Arndt La GlyptotJiique Ny Carlsberg 1896 pl. 151.

Litteratur: Clermont-Ganneau Recueil cfarcheologie Orien-
tale a.a.O. /. 285 .r.; Ders. Revue archeologique a.a.O. p.ibzss.]
Carl Jacobsen Ny Carlsberg Glyptothek 1892 p.^^iss. nr. 1295;
Robert Jahrbuch des Archaeologischen Instituts V 1890 S. 228 A. 17;
Petersen Mittheilungen des Römischen archaeologischen Instituts VI
1891 S. 375; P. gauckler Monuments et Memoires Piot II 1895
81 n. 3 ; p. 84 nr. 3.

Am oberen Rand die Inschrift:

epMoreNH xphctg kai AAYne • xaipg • zhcac gth • n • i>

Auf der Vorderseite Fig. 208 dieselben drei Scenen
wie auf 202 — 207. In der ersten Minerva, nach links
gewandt, wie auf 200. Sie trägt einen korinthischen Helm,
auf dessen Kegel beinah wie auf einer attischen Münze in
einer Spirale eine kleine Eule angebracht ist (s. die Text-
abbildung S. 262 nach einer der Güte des Besitzers ver-
dankten Photographie), ferner einen ärmellosen, von der
linken Schulter abgleitenden Chiton und einen um den Un-
terkörper geschlungenen und mit dem einen Zipfel über die
rechte Schulter geworfenen Mantel. In grosser Aufregung
vorwärts eilend setzt sie den rechten Fuss auf eine Fels-
erhöhung und betrachtet flöteblasend ihr Spiegelbild in dem
aus der Urne eines gelagerten Flussgotts herausfliessenden
Wasser. Ihre Backen sind aufgeblasen; am Mund ist ein
winziger Rest von dem Mundstück der einen Flöte erhalten.
Von den beiden über dem flatternden Mantelzipfel sicht-
baren Puntelli bezeichnet der obere den Platz ihrer linken
Hand, der andere den des Endes der von dieser Hand
gehaltenen Flöte. Der jugendliche Flussgott zu ihren
Füssen stützt das Haupt nachdenklich und lauschend auf
die rechte Hand; der rechte Ellenbogen ruht auf einer
Urne, aus der Wasser fliesst. Bekleidet ist er, wie ge-
wöhnlich, mit einem die Beine und den linken Arm be-
deckenden Mantel. Hinter dem überhangenden Felsen,
unter dem dieser Flussgott ruht, wird der Oberkörper des

nicht die ganze Inschrift, wie Clermont-Ganneau a.a.O./. 162 angiebt,
aber der grösste Theil derselben dadurch verdeckt war, dass man sie
mit Ausnahme des Namens ePMOreNH bei der photographischen Auf-
nahme mit einem Papierstreifen verklebt hatte. Offenbar sollte der An-
schein erweckt werden, als handele es sich um den Sarg des grossen
Rhetors Hermogenes, wozu freilich die Angaben C-fjoa? stt) v' nicht
stimmte, da dieser bekanntlich Iv ßa&ei yrjpai gestorben ist (Philostrat.
vit. sophist. II 7). Ob irgend ein Museums-Director oder ein Privat-
sammler diese von dem ersten Besitzer gewünschte Combination gemacht
hat, ist mir nicht bekannt. Jedesfalls wurden aus demselben Grunde
auch die Photographien der Vorderseite und des Deckels in angemessenen
Zwischenräumen, als gar nicht zusammengehörig versandt, da auch das
auf letzterem angebrachte bärtige Porträt des noch im kräftigsten Mannes-
alter stehenden Hermogenes eine solche Hypothese ausgeschlossen haben
würde.

horchenden Marsyas sichtbar. Die rechte Hand stützt er
auf den Rand des Felsens, die erhobene linke hält ein
Pedum; über die linke Schulter fällt die Chlamys herab.
Hinter ihm ist ein Pinienbaum angebracht, zwischen ihm
und Minerva deren Oelbaum, am Boden über der Schulter
des Flussgotts Schilfstengel.

Da der Künstler, der offenbar von dem linken Ende
an zu arbeiten begonnen hat, dieser ersten Scene zu viel
Platz geopfert hat, sind die Hauptfiguren der zweiten
Scene Apollo und Marsyas, die eigentlich das Centrum
der Vorderseite einnehmen sollten, zu weit nach rechts
gerathen. Apollo sitzt etwas steifer da als sonst; die
linke Hand presst wie auf 203 die Saiten der auf seinem
linken Knie ruhenden Leier zusammen; die vorgestreckte
Rechte (vgl. 203. 204) hielt sicher ein grosses Plectrum,
von dem die Puntelli am linken Unterarm des Marsyas
und weiter unten rechts am Gewand der Muse herrühren,
vgl. 209. Die Blicke sind stolz geradeaus gerichtet. Im
Haar tragt er einen Lorbeerkranz. An dem über die linke
Schulter fallenden Zipfel seines Mantels bemerkt man eine
zurückgeschobene Spange. Das Gesicht des Marsyas hat
einen anmassenden und dünkelhaften Ausdruck. Ein Pun-
tello, in dem noch ein Broncestift steckt, am Gewand der
Muse im Hintergrund bezeichnet das Ende der von der
rechten Hand gehaltenen Flöte; dagegen hielt er die
andere Flöte mit der linken fast ganz horizontal (vgl. 20g),
wie die Puntelli auf seiner linken Schulter und auf der
rechten des Apollo erkennen lassen. Zwischen den Füssen
des Satyrs liegt sein Pedum und darüber seine abgelegte
Chlamys. Sieben Musen, alle in den Hintergrund gestellt
und alle bis auf eine nach rechts gewandt, wohnen dem Vor-
gang als Richterinnen bei; gruppirt sind sie so, dass zwei
die Mitte zwischen den beiden Gegnern einnehmen, zwei
weitere die Intervalle zwischen Marsyas und Minerva und
zwischen Minerva und der Göttermutter ausfüllen und drei
mit Latona im Gespräch begriffen sind. Selbstverständlich
tragen alle gegürteten Chiton und, mit Ausnahme von
Melpomene, den üblichen Federschmuck über der Stirn.
Drei von ihnen sind näher charakterisirt. Die Muse ganz
rechts, nach der Latona ihren Kopf zurückwendet, ist
Melpomene, als solche bezeichnet durch den Theaterchiton
mit breitem oben ausgeschweiftem Gürtel und vor allem
durch die bärtige Königsmaske, die sie aus dem Gesicht
auf den Kopf zurückgeschoben hat und deren gedrehte
Locken auf ihre Schulter herabfallen; demgemäss hält sie
in der linken Hand ein Scepter, das zwar jetzt fast ganz
weggebrochen ist, zu dem aber die Puntelli an ihrer linken
Schulter und unter ihrer linken Hand über dem Rücken
des Schleifers gehören. Die Muse links neben Marsyas
wird durch die Flöte in ihrer Rechten als Euterpe charak-
terisirt. Die Muse neben Apollo endlich trägt denselben
Gürtel wie Melpomene und ist demnach, trotz dem Fehlen
 
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