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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Erholungsreife durch einen Theil des Großherzogthums
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0011
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seine Lage wirklich eine ausgezeichnete ist — mitten iin obern Rhcinthal,
an den sanften, sonnigen Vorhügeln des Schwarzwaldes, zwischen den
gesegneten, reichbewohnten Gefilden der Ebene, und den einsamen,
romantischen Gegenden des Gebirgs, am Eingänge eines Thales, wel-
ches alle Lieblichkeiten der deutschen Natur in sich vereinigt. Diese
Wiesenauen und Triften, diese Haine und Baumgrnppen, diese Wald-
hügel und Felswände, theils belebt von Bächen, von Straßen und
Pfaden, von Dörfern und Hütten, von Kapellen und Burgruinen, theils
verborgen, still und einsam — wer könnte ihn schildern, einen solchen
Reichthum und Wechsel landschaftlicher Schönheit? Und hiezu jene
milde, reine, würzige Luft, welche uns beim ersten Tritte in das an-
muthige Bäderthal entgegen weht, die unsere Brust durchdringt, sie
erleichtert, erhebt und mit neuer Lebensfrische erfüllt!
Ein solches Thal, ans dessen Schooße die reichsten Waringnellen
hervorsprudelten, wie hätte es dem geübten Blicke der Römer entgehen
können, als sie das rheinische Germanien zu einem Vorlande ihres
Reiches gestalteten? Die Quellen wurden gefaßt und mit Badgebän-
den umgeben; es mehrten sich die Ansiedelungen, eS wurden Straßen
gelegt, Kastelle errichtet, und allmählig gestaltete sich der Ort zu einer
blühenden Bäderstadt, eivitas Die Bewohner genossen
das römische Bürgerrecht; eS kam römischer Geist, römischer Lnrns
unter ihnen auf, und ihre Stadt wurde die Günstlingin einiger Kaiser,
welche sich im rheinischen Vorlaube anshielten. Hadrian und An-
ton in sind nach der ältesten Ueberliefernng die Gründer von Baden;
den Trajan vermuthet man als dessen Beförderer, und von Kara-
kal la erhielt cs den Beinamen Aurelia. Diese Blüthe der Stadt
nahm aber ein trauriges Ende, als die Deutschen daS Rheinthal
eroberten und unterjochten. Die Befestigungen jedenfalls wurden zer-
stört, und mit Allem wahrscheinlich, was an die stolze Herrschaft Roms
erinnern konnte. So bildete Baden lange Zeit wohl kaum etwas
anderes, als einen Trümmerhaufen, bis es beim Anschlüsse Aleman-
ni en ö an die fränkische Monarchie zu den Kron- oder Kammergütcrn
geschlagen wurde. Nun entstund ein königlicher Maierhof daselbst
und die Bäder ließ man zum Gebrauche wieder Herstellen. Der Ort
erscheint also wieder als einer der kultivirteren und bedeutenderen Punkte
des Rheinihales, und hätte gewißlich, wäre er ein unmittelbares
Königsgut verblieben, in der Folge neuen Aufschwung erlangt; man
verschenkte ihn aber an die todte Hand, wodurch seine Verhältnisse zu
einer lange dauernden Mittelmäßigkeit verdammt waren.
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