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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Erholungsreife durch einen Theil des Großherzogthums
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0013
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beschäftigte mich weder mit Baden, noch mit Basel oder Bern, sondern
mit den altdeutschen Wörtern Tung und Hurst! Zu dieser gelehrten
Unterhaltung gaben mir mehrere Ortschaften Anlaß, in deren Nähe
wir vorbeifuhren. Es waren Kartuug, Halberstung, Heukhurst,
Unz- und Bolzhurst. Mit dem „Hurst" kam ich eher in's Reine,
da es offenbar nichts anderes bedeuten kann, als ein ausgestockter
Waldplatz, wo etwa eine Viehhütte, ein Schweingcräm oder Schaf-
pferch errichtet war. Aber das sonderbare Tung oder Dung, wie
war dieses zu deuten? Lauge machte ich Jagd nach einem ähnlichen
Worte, welches mich auf eine bestimmte Wurzel hätte führen können.
Aber es war vergeblich, bis mich ein flüchtiger Gedanke unwillkürlich
nach den Niederlanden führte, wo man unter „Donk" einen Wald,
ein Gehölz versteht. Nun erinnerte ich mich an das „Dagemaresdung"
einer Gottsauer Urkunde, welches man gewöhnlich in Darlanden
wiederfinden will (H. Es ist aber ohne allen Zweifel jene Stelle des
Hardwaldes, welche noch heut zu Tage das „Damerftöcklcin" heißt.
So bedeutete also jene urkundliche Benennung das „Waldstück des
Dagemar", wie die Namen Leibers- und Halberstung den
„Wald des Leibert, des Halbert", oder wie Lüzclung, Tiefe-
nung, Ebenung und Weitenung (H den „kleinen, tiefen, ebenen
und weiten Wald" bedeuten.
Noch war ich völlig in meine etymologischen Betrachtungen ver-
sunken, als unser Wagen plötzlich über ein Straßenpflaster rollte und
mich aufweckte, wie aus einem Traum. Wir befanden uns in Achern
wo ich während der Pferdefütterung Zeit genug gehabt hätte, die
Alterthümer des Ortes aufzusuchen; aber das Wetter war noch immer

(3) re^esta dadeim. S. 28. Leichtleu, Gottsauer Chron. S. 30.
Darlaudeu heißt tu den alten Urkunden immer „Dahslat", wie
Bauschlot als „Buslat" erscheint. Die sammtlichcn auf Hurst aus-
gehenden Ortsnamen sind übrigens : Duttcnhur st, K ü n z h u r st ,
H enkhur st , U n z h u r st, Breit h u r st, M alghurst, Gams-
Hurst, Wagshurü , Bols h u r st , L e g e l S h u r st, Hesse l h n r st,
H o h e n h u r st und Lang h u r st.
(4) Mau dars sich durch die neuere Schreibart dieser Ortsnamen nicht irren
lassen; ebenso wie Kartung, Halberstung, Buchtung, Schif-
tung, Leiberstung und Wilstung, hat man ehedem urkundlich
auch Lüzeltung, Tiefentung, Ebeutung und Wcitcntung
geschrieben. In einer Urkunde von 1384 z. B. erscheint unter den Zeugen
rin ,,4oanu68 Uapp uuncu^utus UuctUunK cto lUUeMuA."
 
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