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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Erholungsreife durch einen Theil des Großherzogthums
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0016
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Gau in viele verschiedene Territorien; es entstunden die Grafschaften
Lichtenberg, Lahr und Mahlberg, die Herrschaften Oberkirch,
Staufenberg und Gerolddeck, es entstunden die Gebiete der Klö-
ster Allerheiligen, Schwarzach, Schuttern und Ettenheim-
münster, wie diejenigen der ortcnauischen Ritterschaft; daneben
waren im Norden und Osten bedeutende Stucke au die Häuser Baden
und Fürstenberg gefallen, und das eigentliche Reichsland be-
schränkte sich auf die drei Städte Offenburg, Gengeubach mit
dem Stifte, und Zell mit dem Thale Harmeröbach, auf die Gerichte
Achern, Orteuberg, Griesheim und Appenweier. Noch nach-
teiliger als diese Trennung wirkte aber der stete Wechsel von Herren,
welchem die einzelnen Territorien durch Kriegsercignisse, Käufe, Erb-
oder Pfandschafteu uuterworfeu waren. Es konnte sich unmöglich
etwas Solideres, etwas Großartigeres gestalten; kleinliche Rivalitäten,
unnachbarliche Gleichgültigkeit, selbstsüchtige Beeinträchtigungen und
leidenschaftliche Prozesse -— das war der leidige Erfolg des zerstückelten
Zustandes eines von der Natur au Lage und Fruchtbarkeit so begün-
stigten Landstriches.
Ich hatte noch vor Untergang der Sonne den Ort Dinglingen
erreicht, that mir dort bei rothem Landweine in Ehren gütlich, und
schlenderte alsdann in der Abendkühle nach Lahr hinein. Das Leben
dieser Stadt berührte mich etwas fremdartig und der Aufenthalt darin
wollte nur nicht gefallen. Gleichwohl konnte ich der regen Industrie
und soliden Wohlhabenheit der Lahrer im Stillen meine Anerkennung,
mein Lob nicht versagen — es ist einzig, wie sich ein so kleines Ge-
meinwesen in so kurzer Zeit zu dieser Blüthe der Gewerbs- und Han-
delsthätigkeit emporschwang!
Einen köstlichen Genuß gewährte mir folgenden Morgens der
Besuch der Ruinen von Hohengeroldseck, welche obngefähr zwei
Stunden hinter Lahr, zwischen dem Schütter- und Kinzigthale, auf
einer steilen Felsenhöhe gelegen sind. Die Aussicht, welche man daselbst
genießt, ist höchst überraschend — zunächst in der Runde umher die
waldigen Berge und Hügel des Schütter- und Kinzigtbales, dann
gegen Westen die üppigen, reichbewobnten Gefilde des Rheinthals mit
dem spiegelnden Silberstrom, rind jenseits die lange Reibe der elsässi-
schen Gebirge. Die Ruine selbst und ihre Lage hat Herr von Krieg
ausführlich beschrieben ('). „Der Geroldsecker Berg, heißt es dort,

(7) Im bavlsche » Archiv (herauSgcgebcn vvn M vne) II, 307.
 
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