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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Erholungsreife durch einen Theil des Großherzogthums
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0018
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lO
Nach deut erfrischenden Gennsse ans den Rninen von Hohen-
geroldseck und in ihrer romantischen Umgebung setzte ich andern Tags,
bei andauernd herrlicher Witterung, meine Reise fort, zunächst bis
Mahl berg, wo ein Frühstück genommen ward. Die Lage dieses
Schlosses und Städtleins, auf einem Vorsprunge des Gebirges gegen
die Ebene des Rheinthaleö hin, wo sich der inselreiche Strom bis bei-
nahe auf eine Stnnde hereinbeugt, ist vortrefflich, und eignete sich
vollkommen zu dem, was der Ort im Alterthume war, zu einer
Gaugerichts- oder Mallstätte. Daß an solchen Gerichtsplätzen die
Gangrafen gewöhnlich ihre Sitze nahmen, ist bekannt, und so wird
wahrscheinlich auch die Veste Mahlberg entstanden seyn, ans deren
Vorburg sich allmählig das Städtlein heranbildete. Ob es aber je ein
Grafengeschlecht von Mahlberg gegeben habe, in dem Sinne, wie es
Grafen von Nellenburg, von Fnrftenberg oder Eberstein gab, ist sehr
zu bezweifeln, und jene Heilike, welche als mahlbergische Erbin dem
Herrn von Geroldseck ihre Hand gab, stammte sicherlich ans einer bloö
freiherrlichen Familie ab E).
Bald nach meinem Aufbrnche von Mahlberg trübte sich leider der
Himmel, und ich hatte den Mnth nicht, das benachbarte Thal von
Ettenheimmünster zu besuchen, wie mich auch Nachmittags beim
Abgänge von Kenzingen, wo ich umsonst einem erfreuenden Sonnen-
blick cntgegengeharrt, keine Lnst ankommcn konnte, die Höhe hinter
Hecklingen mit ihren Rninen von Lichteneck zu ersteigen, welche sonst
eine vortreffliche Aussicht darbietet, hinüber an den Kaiserstnhl und
aufwärts durch den Breisgau. Inzwischen hatte sich am Rheine hin

Geroldsecker keine Grafen, sondern Freiherren (clomini »Odiles)
waren. Ueber ihren Ursprung hat man keine Nachrichten, da sich die Spur
ihres Namens nicht weiter als in das 13te Jahrhundert hinauf verfolgen läßt.
War es eine Laune des Zufalls, daß jenseits des Rheins im Wasgau eine
Dynastenfamilie vow Geroldseck entstund, wie diesseits in der Ortenau eine
zweite, welche sich weiter nichts angingen? Oder, was wahrscheinlicher ist,
stammt die unsrigc ab von der elsäßischen, welche ein volles Jahrhundert
früher erscheint? Die Verschiedenheit des Wappens ist nicht immer ein
Beweis von verschiedener Abkunft.
(9) Der Artikel über M ahlbcrg , bei Kolb, dcduzirt die ganze Mahl-
bergische Geschichte mit täuschender Bestimmtheit, und verrätst dadurch seine
Quelle, die Handschriften des Pfarrers Tritschelcr ;n Altdorf, welche
nur mit größter Vorsicht zu gebrauchen sind. Der Mann hatte eine starke
Phantasie, mit deren Geburten er alle Lücken der urkundlichen Nachrichten
auöfüllfe,
 
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