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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Erholungsreife durch einen Theil des Großherzogthums
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0036
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Sache der Aufklärung und Sittlichkeit beizusteuern. Wir schieden höchst
erfreut über die zusammen verbrachte Stunde, und ich eilte nun nut
verdoppelten Schritten der — Hölle zu.
Wie oftmals ich den Anblick der Höllensteige von der Höhe herab
nun schon genossen hatte, er überraschte mich auch jetzt wieder, so schauerlich
malerisch ist diese Schlucht, zu welcher die Straße gleich eiuer großen
Wendelstiege hinabführt, und ans deren Tiefe das Gasthaus zum
Stern und die Sankt Oswaldökapelle auf ihrem lieblichen Hügel
freundlich einladend zu dem Wanderer empor schauen. Es war mir
immer wohl, ganz besonders wohl, wenn ich diese Höllenfahrt zu
machen hatte, theils der großartigen Natur, welche mich umgab, theils^
der gastlichen Bewirthnng wegen, die mir zu erwarten stund. Ich
fühlte auch diesmal gar keiuen Drang, den Ort eher zu verlassen, als
bis die hereinbrechende Nacht mich znm Aufbruch uöthigte.
Noch war ich keine halbe Viertelstunde gegangen, so stieg der
Mond in voller Scheibe hinter der Berghöhe empor, und theilte der
grotesken Thalschlucht ciue unbeschreiblich magische Beleuchtung mit.
Er spiegelte sich tausendfältig in den gebrochenen Wellen des Höllen-
baches, warf auf die Riffe der Felseu, aus die Tannen und Buchen
sein sanftes Licht, und durchstrahlte die zarten Birken und Erlen, deren
Blätter spielend in seinem Glanze flimmerten. Das Ganze aber schwebte
in einer so düstern Verklärung, daß ich wirklich durch die Unterwelt
zu wandern glaubte. Als ich den Hirschsprung passirt hatte, wo die
Vorsprünge der Felswände sich dergestalt in einander schieben, daß
man das Thal für plötzlich geschlossen hält, suchte mein Blick die Trüm-
mer des Falkensteins, und entdeckte sie endlich znhöchst ans dem
Nacken eines FelskegelS, und es ergriff mich ein Gefühl gerade so
schauerlich, wie die Sagen, welche von dieser Burg im Munde des
Volkes leben (").

(23) Eine derselben ist mitgetheilt in meinem Wegweiser: ,,Das brciSgauksche Frei-
burg und seine Umgebungen. Freib. 1838." S. 66. Die Geschichte aber
erzählt: „Ein falkensteinischer Unterthan aus dem Kirchzahrter Thal war mit
seinem Schwiegersohn, einem armen Hintersäßen von Freiburg, so zerfallen,
daß er sich von den Gebrüdern Dieterich und Werner von Fallenstein bereden
ließ, denselben gefänglich auf das Schloß zu bringen. Als dies geschah, wußte
sich die schwangere Fran des Gefangenen mit hinein zu stehlen; man legte sie
aber gekettet in eine Stube, wo sie andern Tags ganz hilflos ein todtes Kind
gebar. Während sie nun entlassen wurde, uud nach Kirchzahrteu gin<g, um
das Kind zu begraben, berieth man sich zn Falkcnstein über ihren Manu,
 
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