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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Daniel Schöpflin. Eine biographische Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0071
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Basel und Straßburg erzogen, gehörte er dem paradiesischen Rheinthale
ganz eigentlich an, als einem ausgebreiteten, wohlgelegeneu Vaterlande.
Ans historische und antiquarische Gegenstände hingewiesen, ergriff er
sie munter durch eine glückliche Vorstellungskraft, und behielt sie in
sich durch das bequemste Gedächtniß. Lern- und lehrbegierig, ging er
einen gleichmäßig fortschreitenden Studien- und Lebensgang. Nun
emergirt und eminirt er bald ohne Unterbrechung irgend einer Art;
er verbreitet sich mit Leichtigkeit in der literarischen und bürgerlichen
Welt, denn historische Kenntnisse reichen überall hin, und Leutseligkeit
schließt sich überall an. Er reist durch Deutschland, Holland, Frank-
reich, Italien; kommt in Berührung mit allen Gelehrten seiner Zeit;
unterhält die Fürsten, und nur, wenu durch seine lebhafte Redseligkeit
die Stunden der Audienz oder der Tafel verlängert werden, ist er den
Hofleuten lästig. Dagegen erwirbt er sich das Vertrauen der Staats-
männer, arbeitet für sie die gründlichsten Deduktionen, und findet so
überall einen Schauplatz für seine Talente. Man wünscht ihn an gar
manchen Orten festzuhalten, allein er beharrt bei seiner Treue für
Straßburg und den französischen Hof. Seine unvcrrückte deutsche
Redlichkeit wird auch dort anerkannt, man schützt ihn sogar gegen den
mächtigen Prätor Klinglin, welcher ihn heimlich anfeindet. Gesellig
und gesprächig von Natur, verbreitet er sich, wie in Wissenschaften
und Geschäften, so auch im Umgänge, und man begriffe kaum, wo
er für alle Das die Zeit hergenommen, wüßten wir nicht, daß eine
Abneigung gegen die Frauen ihn durch sein ganzes Leben begleitete,
wodurch er so manche Tage und Stunden gewann, welche von frauen-
haft Gesinnten glücklich (und unglücklich) vergeudet werden."
„Uebrigens diente Schöpft in auch als Autor dem gemeinen
Wesen und als Redner der Menge. Seine Programme, seine Reden
und Anreden sind dem besondern Tag, der eintretenden Feierlichkeit
gewidmet; ja, sein großes Werk (die ^Isntia) gehört dem Leben an,
indem er die Vergangenheit wieder hervorruft, verblichene Gestalten
auffrischt, den behauenen, gebildeten Stein wieder belebt, erloschene,
zerstückle Inschriften zum zweiten Male vor die Augen, vor den Sinn
des LeserS bringt. Auf solche Weise erfüllte seine Thätigkeit das Elsaß
und die Nachbarschaft, und in Baden, wie in der Pfalz behielt er
bis in's höchste Alter einen ununterbrochenen Einfluß."
„Genähert habe ich mich diesem vorzüglichen Manne niemals, als
in einer Nacht, da wir ihm ein Fackelständchen brachten. Den mit
Linden überwölbten Hof des alten Stiftsgebäudeö erfüllten unsere
 
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