Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

DOI issue:
Daniel Schöpflin. Eine biographische Skizze
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0070
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
62

Geschenken und Ehrenbezeugungen, und eine Menge Personen aus
allen Ständen und Ländern wendeten sich um Auskunft, Belehrung,
Nath und Hilfe an ihn."
„Was aber Schöpft in auch bei seiner nähern und nächsten Um-
gebung galt, beweiset schon die Standhaftigkeit, womit er gegen alle
Lockungen der Ehre und des Gewinnes unerschütterlich an Straßburg
hing. Dies erhöhte seine allgemeine Verehrung; der Magistrat, die
Bürgerschaft, die Hochschule wetteiferten in Ehrenbezeugungen gegen
ihn sein ganzes Leben hindurch, und als man dem Verblichenen die
letzte Ehre bezeigte, geschah es auf eine ganz ungewöhnliche Weise,
indem der theure Leichnam nicht ausserhalb der Stadt, wie das Gesetz
verlangte, sondern mitten inner den Mauern von Straßburg, in der
Thomaskirche, zur Gruft bestattet wurde. Diese Auszeichnung hatte
der Selige aber wohl verdient, da sein Name dem straßburgischen
nicht nur einen seltenen Glanz verlieh, sondern auch seine Klugheit, seine
Verbindungen und sein Einfluß der Hochschule, wie dem städtischen
Gemeinwesen, in mehr als einer gefahrdrohenden Lage hilfreich und
rettend zu statten kamen."
Dieses eurrionlum vitn6 und diese Charakteristik Schöpflin's,
welche aus der Feder eines begeisterten Schülers und eines vertrauten
Freundes geflossen sind, faßte der berühmteste Verehrer desselben, unser
Göthe G"), durch die ihm eigenthümliche Anschauung, mit gewohnter
Meisterhand beleuchtend und ergänzend in folgendes Bild zusammen.
„Auch ohne nähere Berührung hatte Schöpfliu bedeutend auf
mich eingewirkt; denn vorzügliche mitlebende Männer sind den Ster-
nen zu vergleichen, nach denen, so lange sie über dem Horizonte stehen,
unser Auge sich wendet und sich gestärkt und gebildet fühlt, wenn es
ihm vergönnt ist, solche Vollkommenheiten in sich aufzunehmen. Die
freigebige Natur hatte Schöpf!in ein vortheilhaftes Acussere verliehen,
schlanke Gestalt, freundliche Augen, redseligen Mund, eine durchaus
angenehme Gegenwart. Auch Geistesgaben ertheilte sie ihrem Lieblinge
nicht kärglich, und sein Glück war, ohne daß er sich mühsam ange-
strengt hätte, die Folge angeborener und ruhig ausgebildeter Verdienste.
Er gehörte zu den glücklichen Menschen, welche Vergangenheit und
Gegenwart zu vereinigen geneigt sind, die dem Lebensinteresse das
historische Wissen anznknüpsen verstehen. Im Badenschen geboren, in

(10) „Aus meinem Leben, Wahrheit und Dichtung" HI^ 11.
 
Annotationen