Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

DOI Heft:
Daniel Schöpflin. Eine biographische Skizze
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0069
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6L

besorgt seine Schwester das Hauswesen. Sein ganz frugaler Tisch, an
welchen er gastfreundlich entweder seine Vertrauten, oder arme Studen-
ten zu laden Pflegt, ist um so angenehmer und einladender, als der
Wirth denselben durch seine heitere und beredte Unterhaltung auf's
Beste zu würzen weiß. In der Kleidung hält er sich zwischen der
alten Tracht und der herrschenden Mode, wie man ihn denn überall
in ebenso elegantem, als männlich würdigem Anzuge erscheinen sieht.
Seine gewohnte Leichtigkeit, Feinheit und Gemessenheit in Mienen
und Geberdcn, in Gang und Haltung ist keine Affektation, sondern
die Folge seines langjährigen Umgangs mit der gebildetsten Welt,
wodurch ihm jener bei Gelehrten so seltene Anstand zur andern Natur
geworden. Denn er hat nichts Absonderliches, nichts Schiefes oder
Leidenschaftliches an sich, sondern vereinigt in seinen Manieren, in
seinem Benehmen Alles dasjenige, was einen Mann angenehm und
beliebt machen kann; er ist heiter, zugänglich, gesprächig, gesellschaft-
lich, zu Rath und That allzeit bereit, gegen Höhere in Bescheidenheit
offen, gegen Gleichgestellte ohne Stolz und gegen Niedrigere leutselig
und gefällig; übrigens in Allem klug und Zeit und Umstände berech-
nend. Stets bewies er sich als unermüdlichen Freund und Beförderer
des Guten und Schönen, besonders auch als warmen Mäzenaten junger
Talente; und diesen Schatz so trefflicher Eigenschaften, wodurch er dem
Fürsten wie dem gemeinen Manne ehrwürdig ward, krönet der Ruf
des mackellosesten Wandels."
Hören wir aber neben dem Lobredner auch einen strengern Freund
Schöpflin's über dessen Charakter, Stellung und Leistungen. Die
Worte eines so würdigen und verdienten Mannes, wie der kurpfalzische
Bibliothekar Lamey gewesen, müssen als unzweideutiges Zeugniß der
Pietät und Wahrheit gelten, deren Gepräge sie an sich tragens).
„Es gibt viele Gelehrte, deren Ruf im Auslande glänzt, während
sie unter den Ihrigen nur Mißkennung und Geringschätzung erfahren.
Sehr wenige erfreuen sich auswärts und daheim einer gleichen Aner-
kennung und Hochschätzung, wie es bei Schöpflin der Fall war,
welcher allenthalben die eifrigsten Verehrer seines Geistes und seiner
Gelehrsamkeit besaß. Er erfreute sich stets eines unglaublichen Beifalles
und Vertrauens der vornehmen Großen, wie der bescheidenen Bürger;
Kaiser, Könige, Fürsten und ganze Gesellschaften überhäuften ihn mit

(9) In der Vorrede zum rom. I, der ltipl. vom s. Mai 1772.
 
Annotationen