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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Oehningen, das Dorf und ehemalige Kloster
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0083
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mit einer unerschütterlichen Treue zugethan. Er glaubte, daß durch
die Inkorporationen der Klöster Reichenau und Oehningen, über
welche sich Oestreich (wegen Nelleuburg) eine Art hoheitlichen Ein-
flusses anmaßte, das Ansehen und der Einfluß des Erzhauses geschwächt
werden könnte, und war daher ans allen Kräften dawider. Stolz auf
das Alter seines Geschlechtes, das von den Grafen von Wirtemberg
abzustammen sich rühmte, und im Mittelalter beinahe an allen italie-
nischen Kriegen thätigen Antheil genommen hatte (*), war er ein
eifriger Freund des Adels, und befürchtete, daß durch die Einziehung
von Reichenau, welches er als eine adelige Stiftung betrachtete,
den umliegenden Familien die Gelegenheit entzogen würde, ihre Söhne
unterzubringen und zu Prälaturen zu befördern. Oehningen war
zwar kein adeliges Stift, allein cs schien denn doch gut, wenn
das Kloster in seinem alten Wesen bliebe, weil wenigstens von Zeit
zu Zeit ein Edelmannssohn das Amt eines Probstes daselbst erhalten
konnte. Hiezu kam, daß auch die Gemeinde zu Oehningen den
Landvogt bestürmte, die Inkorporation zu verhindern, da sonst die
vielen Armen ihren Unterhalt nicht mehr finden würden, indem man
das Kloster als einen Armenspital betrachtete, in welchem Jeder seine
tägliche Nahrung erhielt, wer sie entweder selbst nicht verdienen mochte,
oder nicht konnte.
Der Landvogt schrieb nun an König Ferdinand und stellte ihm
vor, wie nachtheilig es für das Haus Oestreich uud die Unterthanen
seyn würde, wenn Reichenau uud Oehningen inkorporirt werden
sollten. Dieses Schreiben hatte die Wirkung, daß er von der Regie-
rung zu Innsbruck aufgefordert wurde, die Nachtheile gehörig nachzu-
weisen, welche die Inkorporation haben könnte, und welches Einkommen
das Kloster Oehningen dermal noch habe. Der Landvogt antwortete
hierauf, die Gilten des Klosters betrügen wenigstens drei- bis viertau-
send Gulden jährlich. Hinsichtlich des Nachtheils der Inkorporation
berief er sich auf die Vorstellung der Gemeinde Oehningen; den
neugewählten Probst aber schilderte er als einen gutkatholischen, dem

(4) In der Geschichte der Cortnsi und Gataro von Padua wird ein Lucius
vou „Lando" (Landow) als deutscher Kondottieri ost uud mit Auszeichnung
genannt. Er war damals wahrscheinlich in Tyrol oder an der italienischen
Gränze ansässig. Im 16. Jahrhundert besaßen die Herren von Landau die
Grafschaft Waal bei Landsberg und bei uns die Pfandschaft Tri berg, wo
sic sich aber einen üblen Rus erworben haben. Vergl. Badenia H, 204.
 
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