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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Oehningen, das Dorf und ehemalige Kloster
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0084
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76

Erzhause treu ergebenen, verständigen, geschickten Mann, der Willens
sey, einige jnnge Leute in's Kloster zu nehmen und unterrichten zu lassen,
um den Konvent wieder vollzählig zu machen. Da übrigens die Wahl
auf königlichen Befehl und in Gegenwart der königlichen Beamten vor-
genommen worden, so würde das königliche Ansehen sehr gefährdet seyn,
und böse Nachrede veranlaßt werden, wenn die Inkorporation demungeach-
tet stattfinden sollte. Und da das Kloster viele Unterthanen habe, deren
bisheriger Ober- und Schirmherr des Königs Majestät gewesen, so
wäre der Nacktheil gewiß groß, wenn eine so beträchtliche Anzahl von
Mannschaft einem andern Schirmherrn zufiele. Einen Brief ähnlichen
Inhaltes schrieb er auch an den König selbst.
Diese Gcgenbewegungen konnten aber nicht so geheim gehalten
werden, daß „der Bischof nicht bei Zeiten davon Kunde erhielt. Da
man unter allen Einwürfen auf jenen gegen die Angabe des geringen
Einkommens des Klosters das meiste Gewicht legte, so rechtfertigte er
in einem Schreiben an die Regierung seinen früheren Bericht, worauf
sodann der Rath zu Radolfzell den Befehl erhielt, über das Kloster-
einkommen genaue Erkundigung einzuziehen und zn berichten. Der
Rath ließ sich diesen Auftrag angelegen seyn, und nahm das Ver-
zeichnis! nicht nach den Urbarien und Giltbüchern, sondern nach den
Angaben der Dienstleute auf. Sein Bericht aber blieb ohne den ge-
wünschten Erfolg für das Kloster. Die Zeitumstände wurden immer
trüber und verwirrter. Des Kaisers afrikanischer Feldzug, die Fehden
mit Frankreich, die niederländischen Unruhen und endlich der schmal-
kaldische Krieg verschlangen alle andern Angelegenheiten, und König
Ferdinand hatte selbst genug zu thuu, um das eigene Haus zu be-
wahren — Reichenau und Oehningen wurden und blieben ver-
gessen.
Der Bischos, auf die päbstliche Bulle und die königliche Resolu-
tion gestützt, setzte sich nun in den Besitz der ihm dadurch eingeräumten
Befugnisse. Er entfernte den von Oestreich nach Oehningen gesetzten
Verwalter, setzte einen Geistlichen in seinem Namen dahin, und ließ
durch denselben die Administration und Hauswirlhsckaft führen; der
Ueber^chuß derselben floß in die bischöfliche Hand. So blieb es (H.

(5) Nur wurde im Jahr 1755 von dem berüchtigten Prior Mcichclbek zu
Reichenau ein Versuch gemacht, die Inkorporation seines Stifts und folglich
auch des Klosters Oehningen für ungiltig zu erklären, auf den Grund der
(vorgeblich) entdeckten Nnachtheit der päbstlichen Bulle. Die Sache kam soweit,
 
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