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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Ein Spaziergang durch´s Markgrafenland
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0099
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84

Jahrhunderts meist bei fünfhundert Mann und mehr noch darin gear-
beitet. Endlich erhielt die Stadt einen Wochen- und zwei Jahrmärkte,
welche von der Nachbarschaft stark besucht wurdeu. Unter diesen be-
günstigenden Umständen bildete sich ein ziemlicher Handwerkerstand in
dem kleinen Sulzburg, dessen Nahrungserwerb aber vernichtet war,
wie selbige sich änderten. Es traten die Zeiten des Schwedenkrieges
ein, das Bergwerk gerieth in Abgang, die Märkte unterblieben und
der kleine Hof ging ein. So waren die Sulzburger einem traurigen
Loose preisgegeben, dessen Folgen noch vor hundert Jahren so drückend
auf ihuen lasteten, daß der damalige Amtmann zu Emmendingen in
einem Promemoria an den Markgrafen (H berichtete: „Die Bürger-
schaft von Sulzburg bestehet meist aus Professionisten, die sich wegen
Mangel des Feldes allein mit ihrer Hanthiernng nähren sollen. Es
ist aber das Lamento derselben über den Abgang ihrer Arbeit so groß,
daß solches mit keiner Feder zu beschreibe, indem man wohl zwei
Drittel für arme Leute halten darf, welche sich kaum des Bettelns
erwehren können. Und es ist gewiß, wann nicht Serenissimus
ein besonderes Augenmerk auf die arme Stadt habeu werden, daß
solche in Kurzem dahin kommen muß, wo sie die herrschaftlicheu Prä-
standa nicht mehr abtragen kann, und die besten Familien darin
vollends zu Grunde gehen."
Damals zählte Sulzburg einige über hundert Bürger und Hinter-
sassen — und gegenwärtig leben daselbst über tausend theils in genüglichem
Auskommen, theils in sicherem, selbst glänzendem Wohlstände. So
ändern sich die Zeiten! Wo wir nur einen Blick zurückwerfen in die
Geschichte unserer Städte, so bemerken wir bis zum fünfzehnten und
folgenden Jahrhundert ein mehr oder weniger freudiges Aufblühen,
dagegen seit dem verhängnisvollen Schwedeukriege bis in die neuere
Zeit einen traurigen Verfall, welcher freilich eine Folge der Kriegsnoth,
aber noch mehr der politischen Ohnmacht Deutschlands und des elenden
Regierungswesens der damaligen Höfe war.
Eine Stunde ober Sulzburg, zu hinterst im Thale, wo sich
mehrere Bergwasser mit dem Salzbache vereinigen, liegt das Bad-
haus mit einer lauwarmen Quelle, welche häufig besucht wird. Ich
bestieg von da aus den drei und dreißig hundert Fuß hohen Schnel-
ling, und wandte mich alsdann über die Sirniz dem Bürchau er

(8) „Vorschläge zu besserer Aufnahme der Stadt Sulzburg, geschrieben im
Sulzburger Bad, 1755."
 
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