DOI Heft:
Ein Spaziergang durch´s Markgrafenland
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0100
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Thale zu. Weuu man auf diesem Wege aus der Waldung hervor-
tritt, so wird das Auge durch den plötzlichen Anblick des Bölchen,
dessen nackte Kuppe einem gerade gegenüber liegt, in hohem Grade
gefesselt, und ein leiser Schauer überfährt die Haut bei dem Eindrücke
dieser großartigen wilden Natur.
Das Bürchauer Thal beginnt am südlichen Abhange des Bölchen
und zieht sich fast in gerader Richtung bis hervor in das Wiesenthal.
Im Grund ist dasselbe ein Zweig dieses letztem, denn es wird ebenso
von einer Wiese bewässert, deren Quellen am Bölchen sind, wie das
Schön- und Todtnauer Thal von derjenigen, welche am Feldberge
entspringt.
Ein Weg von Snlzbnrg über die Sirniz, bei ziemlich warmem
Wetter, mußte mir wohl Appetit und Dnrft gemacht haben; ich ent-
deckte aber nirgends eine Einkehr in der einsamen Gegend, bis ich
die Höhe vollends im Rücken hatte. Eine einzeln an der Straße
gelegene Banernhütte erschien mir nun wie eine Schenke, und ich eilte
begierig ans sie zu. Aber schon glaubte der Dürstende sich getäuscht,
so ärmlich sah es aus darin — als mir ein Krämer bei hellblinken-
dem Weine die freudige Ueberzeugung gab, daß ich mich am erwünsch-
ten Ziel befinde. ES erschien auch alsbald der Wirth, ein altes,
gebrechliches Männchen, dem ich mit einem Fingerzeig auf des Krämers
Glas mein Verlangen bedeutete, da die lechzende Zunge noch keine
Worte fand. Was man mühsam verdient hat, schmeckt doppelt gut!
Ich leerte den ersten Schoppen in wenig Zügen, und begehrte einen
zweiten mit Brod und Käse. Dieses brachte mir die Tochter des
Wirthes, ein Mädchen von überraschender Schönheit. Es war eine
mittlere Gestalt, vollkommen ausgebildet, und Alles an ihr im schönsten
Ebenmaße; die Gesichtsfarbe bestund in jener unbeschreiblichen Mischung
von leisem Braun und blühendem Roth, wozu das sanfte Blond der
Haare, das dunkle Blau der Augen und blendende Weiß der Zähne
ganz bezaubernd stund. Die schwarze einfache Kleidung hob diese Reize
noch mehr hervor, und der unschuldige Blick, und die naive, wohl-
klingende Sprache, vollendeten den ländlichen Engel. Wer konnte
mir's verargen, daß es Abend wurde, ehe ich wieder an meinen Weg
gedachte? Mit einer schmerzlichen Ucberwindung machte ich mich auf
und verließ die ärmliche Hütte, wo es mir so behaglich gewesen.
Der Weg führte nun so stark bergab, und ich hatte ein gutes
Stück abgethan, als ich zufällig über mein Geld gerieth, und bemer-
ken mußte, daß mir der Wirth beim Wechseln eines Thalers, wozu er
Thale zu. Weuu man auf diesem Wege aus der Waldung hervor-
tritt, so wird das Auge durch den plötzlichen Anblick des Bölchen,
dessen nackte Kuppe einem gerade gegenüber liegt, in hohem Grade
gefesselt, und ein leiser Schauer überfährt die Haut bei dem Eindrücke
dieser großartigen wilden Natur.
Das Bürchauer Thal beginnt am südlichen Abhange des Bölchen
und zieht sich fast in gerader Richtung bis hervor in das Wiesenthal.
Im Grund ist dasselbe ein Zweig dieses letztem, denn es wird ebenso
von einer Wiese bewässert, deren Quellen am Bölchen sind, wie das
Schön- und Todtnauer Thal von derjenigen, welche am Feldberge
entspringt.
Ein Weg von Snlzbnrg über die Sirniz, bei ziemlich warmem
Wetter, mußte mir wohl Appetit und Dnrft gemacht haben; ich ent-
deckte aber nirgends eine Einkehr in der einsamen Gegend, bis ich
die Höhe vollends im Rücken hatte. Eine einzeln an der Straße
gelegene Banernhütte erschien mir nun wie eine Schenke, und ich eilte
begierig ans sie zu. Aber schon glaubte der Dürstende sich getäuscht,
so ärmlich sah es aus darin — als mir ein Krämer bei hellblinken-
dem Weine die freudige Ueberzeugung gab, daß ich mich am erwünsch-
ten Ziel befinde. ES erschien auch alsbald der Wirth, ein altes,
gebrechliches Männchen, dem ich mit einem Fingerzeig auf des Krämers
Glas mein Verlangen bedeutete, da die lechzende Zunge noch keine
Worte fand. Was man mühsam verdient hat, schmeckt doppelt gut!
Ich leerte den ersten Schoppen in wenig Zügen, und begehrte einen
zweiten mit Brod und Käse. Dieses brachte mir die Tochter des
Wirthes, ein Mädchen von überraschender Schönheit. Es war eine
mittlere Gestalt, vollkommen ausgebildet, und Alles an ihr im schönsten
Ebenmaße; die Gesichtsfarbe bestund in jener unbeschreiblichen Mischung
von leisem Braun und blühendem Roth, wozu das sanfte Blond der
Haare, das dunkle Blau der Augen und blendende Weiß der Zähne
ganz bezaubernd stund. Die schwarze einfache Kleidung hob diese Reize
noch mehr hervor, und der unschuldige Blick, und die naive, wohl-
klingende Sprache, vollendeten den ländlichen Engel. Wer konnte
mir's verargen, daß es Abend wurde, ehe ich wieder an meinen Weg
gedachte? Mit einer schmerzlichen Ucberwindung machte ich mich auf
und verließ die ärmliche Hütte, wo es mir so behaglich gewesen.
Der Weg führte nun so stark bergab, und ich hatte ein gutes
Stück abgethan, als ich zufällig über mein Geld gerieth, und bemer-
ken mußte, daß mir der Wirth beim Wechseln eines Thalers, wozu er