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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Ein Spaziergang durch´s Markgrafenland
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0101
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die Münze kaum zusammengebracht, weit zu viel herausgegeben habe.
„Was wird der Alte jammern, wenn er diesen Verlust entdeckt! Und
wieder zurück den steilen Weg, da es schon dunkelt?" Dies waren
die Gedanken, zwischen welchen ich schwankte, bis der erstere die
Oberhand gewann.
In tiefer Dämmerung erreichte ich die Schenke wieder — welch'
freudige Verwunderung von Vater und Tochter empfing mich da!
Sie hatten ihren Fehlgriff schon wahrgenommen, und wenig darauf
gerechnet, daß ein durstiger Musensohn das Zuvielerhaltene rückerstatten
werde. Der Alte überhäufte meine Ehrlichkeit mit Lobsprüchen; aber
einen sichern Lohn sog ich aus den freundlichen Blicken des Mädchens.
Beide luden mich ein, mit einem Nachtlager auf der Ofenbank vorlieb
zu nehmen — ich trennte mich jedoch schnell von ihnen, und verfolgte
meinen Weg in aller Nacht bis nach Tegernau. Es glückte mir,
noch ein ziemlich gutes Wirthshauö zu finden, wo ich auf meine
Doppeltour vortrefflich schlief.
Tegernau liegt am Zusammenflüsse der (Bölcheu-) Wiese mit
einem dritten Wasser gleichen Namens, welches seine Quellen am
Abhange des Kohlgarten hat. Das Dorf mit seiner Kirche ist uralt
und gehörte einem gleichnamigen Adelsgeschlecht, dessen Burgsitz wahr-
scheinlich auf dem benachbarten „Bürstel" lag ("). Die Grundmauern
dieser Veste aber dürsten römischen Ursprungs gewesen seyn; denn das
Zusammenhalten des sogenanten Kastells im Bürchauer und desjeni-
gen im Schönauer Thal, mit dem Bürstel, mit den Trümmern der
Kandenburg bei Niedertegernau, der Hochstraße und den Heiden-
gräbern aus dem Dingelberg, führet auf die Vermuthung, daß die
Römer von Kaisersaugst her bis in die Hintern Wiesenthälcr ein-
gedrungen seyen.
Von Tegernau hätte ich eine Meile ebener Straße bis hervor
nach Schopfheim gehabt; ich wählte aber den Fahrweg übers Gebirge,
um nach Hausen, der Heimath Hebel's, zu gelangen. Es liegt die-
ses Dorf links an der Wiese, wo sie aus dem engen Thale von Zell
in eine breite Thalebene hervorströmt. Der Charakter der ganzen

(9) Es erscheinen Jakob von T. mit seinem Sohne Heinzmann, welche tm
Jahr 1370 dem Markgrasen einen Hof zu Riedlingen verkauften; Junker-
Jörg von T. zu Anfang des folgenden Jahrhunderts als markgräflicher
Amtmann, und Philipp von T., unter dessen Befehl im Jahr 1526 die
Stadt Waldshut eingenommen wurde.
 
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