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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Ein Spaziergang durch´s Markgrafenland
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0126
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Die Folgv der Empfindungen, welche der Aufenthalt unter den
Trümmern einer alten Burg gewöhnlich in unserer Seele hervorruft,
ist eine Stimmung ganz eigener Art; die Eindrücke der Stille und
Einsamkeit, die Erinnerung der Vorzeit mit ihren Tugenden und Feh-
lern, die Betrachtung der irdischen Hinfälligkeit, der Gedanke an uns
selbst, an unser Glück oder 'Unglück — diese Reihe von Anschauungen
und Gefühlen, unter den Einwirkungen der freien, blühenden Natur,
des heitern Himmels und der frischen Lüfte, reiniget gleichsam und
erhöht unser Wesen, und wir kehren sicherlich mit den besten Entschlüs-
sen wieder in das Getriebe des Tages zurück. So stieg ich herab von
der Neuenfels und wanderte frohgemuth durch das herrliche Thal
hervor gegen Müllheim, indem das Auge noch oft zurückblickte
nach dem ländlichen Paradiese, wo mir die Seele so freudig auf-
gegangen. Dieser Weg erweckte in mir die Erinnerung eines ähn-
lichen schönen Tages, welchen ich in Baden verlebt hatte, und so
erhöhte sich der Genuß des Gegenwärtigen durch den Nachgenuß des
Vergangenen.
Wer Baden und Badenweiler gesehen hat, muß unwillkürlich
zu einer Parallele veranlaßt werden. Denn selten gibt es zwei Orte,
welche so viele Aehnlichkeiten mit einander darbieten. Beide gehören
zu den schönsten Punkten des Großherzogthnms, beide besitzen dieselbe
Lage — an den westlichen Vorhügeln des Schwarzwaldes, in geringer
Entfernung von der Bergstraße, am Eingänge eines kleinen Thales,
welches sich in die höchsten Gebirge verliert; beide sind Bäder, von
den Römern erbaut und in Flor gebracht, sind uralt zäringisch-badi-
sches Besitzthum; beide haben ihre eigenen Schloßruinen, sind von
blühenden Dörfern, von alten Burgen umgeben, und führen gleichsam
als Symbol all' dieser Aehnlichkeiten, ursprünglich ganz denselben
Namen! Aber Baden ist jetzt ein berühmter, allbesuchter, europäischer,
Badenweiler dagegen ein bescheidener, nur von der Nachbarschaft
benutzter Kurort! Dieser große Unterschied gründet sich natürlich zu-
nächst auf den Werth der Quellen, und alsdann auch auf einige ört-
liche und geschichtliche Verhältnisse. Baden war schon unter den
Römern eine bedeutende Stadt, ein Mittelpunkt der ganzen weiten
Landschaft; Badenweiler blieb ein einzelnes Bad ohne vielseitigeren
Verband mit seiner Umgebung; die Badener Quellen wurden schon
unter den Merovingern wieder benützt, die badenweilerschen kamen erst
spät wieder in Aufnahme; Baden ward eine fürstliche Residenz, Ba-
denweiler blieb der Sitz eines herrschaftlichen Obervogts.
 
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