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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Einiges Wenige über vaterländische Ortsnamen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0187
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welche sich sonst auf heim endigen. Eine solche Abkürzung ließe sich
in Beziehung auf das Sprechen etwa noch entschuldigen, für das
Schreiben aber kann und darf sie nicht entschuldigt werden. Die
Aussprache wechselt mit den Geschlechtern — das hat so seinen Lauf;
die Schrift dagegen soll stets die ächte Form festhalten und bewahren.
Denn wo würde es hinkommen, wenn man unsere Personen- und
Ortsnamen anch schreiben wollte, wie solche vom Volke aus Bequem-
lichkeit oder Unverständniß verkürzt und „verketzert" werden?
Schon seit lauge her weißt mau cs nicht mehr anders, als Bret-
ten, Binzen, Detz-eln zu schreiben, da doch die wahren Namen dieser
Orte Bretheim, Binzheim und Tetzelheim sind. Es wäre an
der Zahl solcher Verkürzungen, wie wir sie von unseren Vorfahren
geerbt, genug gewesen; nun aber fangen auch wir an, statt Gries-
heim, Eckenheim, Gundolsheim, das bequeme Grießen, Egge-
neu und Gundolzen zu schreiben — warum nicht auch Schöpfen,
Kippenen, Gottenen, Friesenen, Herbelzen? Warum nicht
auch „Brusel" statt Bruchsal und „Saschwaller" statt Sasbach-
waldner?
Es lohnte sich wohl der Mühe, unsere Ortsnamen sämmtlich einer
Untersuchung zu unterwerfen, und die durch Zunge und Feder verdor-
benen in ihrer wahren Form wiederherzustellen. Denn es sind eine
große Zahl wirklich in's Abgeschmackte verkürzt, und scheinen eher einer
barbarischen Sprache, als unserer wohlgebildeten deutschen anzugehören.
Wie abscheulich ist es zum Beispiel, „Ballstall" zu schreiben, anstatt
Ballsthal, oder „Aisperg" anstatt Aisberg, oder „Altschweier" an-
statt Altsweier? Wie abscheulich klingt unser „Adrazweiler" gegen
, das alte Adelhardsweiler, unser „Gehrenstall" gegen das alte Ge-
roldsthal?
 
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