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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Einiges über die Urgeschichte von Pforzheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0201
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als ihn dieses Schrittes gereute, und er uüeder in den weltlichen
' Stand zurücktrat. Dieser Herr nun erhielt, da derselbe mit seinem
älteren Bruder Friedrich nach dem Tode ihres Vaters, im Jahre
zwölfhundert ein und neunzig, das badische Besitzthum theilte, die
Stadt Pforzheim, welche er sofort zu seinem bleibenden Wohnsitze
erlas, daher ihm gewöhnlich der Name Markgraf von Pforzheim
beigelegt wurde."
So weit Gehres in seiner Pforzheimer Chronik (^). Wir wollen
nun an diese Worte unsere Untersuchungen und Bemerkungen an-
knüpfen. Sie werden zwar nicht sehr tiefgehend und zahlreich aus-
fallen, da es leider auch hier, wie über die älteste Geschichte unserer
meisten Städte, an hinreichenden Quellen mangelt; jedoch aber wird
das Wenige, was wir bieten mögen, den Ursprung von Pforzheim
und dessen erste städtische Aufnahme in einem Lichte darstellen, daß
man über die Hauptsache nicht mehr zweifelhaft seyn kann.
Ganz unstreitig war der Ort Pforzheim ursprünglich eine
römische Kolonie. Schon der Name „Altstatt" läßt solches ver-
muthen; die unzweideutigen Spuren einer Römerstraße aber, ver-
bunden mit den verschiedenen in der Stadt und ihrer Umgebung auf-
gefundenen römischen Alterthümern, erheben es über allen Zweifel.
Ja sogar — die Beschaffenheit dieser Ueberreste ist von der Art, daß
man glauben muß, Pforzheim sey einer der bedeutendem Römerorte
der ganzen Gegend gewesen. Leugenzeiger, Grabsteine, Bildstöcke, Altäre
und Götzentempel ch) verkünden es laut, daß der freundliche, milde
und fruchtbare Thalgrund, wo die Würm und Nagold sich mit der
Enz vereinigen, einst von römischer Kultur belebt war.
Mit dieser Kultur kam auch das Christenthum an die Enz, aus
dessen erster Zeit die Martinskirche in der Altstatt herrühren mag,
deren Grundmauern, sowie jene über ihrem Haupt- und Nebeneingange
eingemauerten Steine 'mit hieroglpphischen Figuren, auf einen uralten
Heidentempel schließen lassen. Der ursprüngliche Zustand von Pforz-
heim erlitt aber sicherlich durch die Alemannen, welche das römische
Vorland eroberten, eine völlige Umgestaltung, und nur langsam moch-
ten sich neben den Trümmern der zerstörten römischen Gebäude die
deutschen Hütten wieder zu einem bedeutendem Orte' erheben.

(2) Pforzheims kleine Chronik. Zweite Auch Karlsr. 1811, S. 1 — 16.
(3) Leichtlen, Forschungen I, 58 — 85.
 
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