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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Einiges über die Urgeschichte von Pforzheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0202
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187

X

Den Alemannen dieser Gegend ging es inzwischen eben so, wie
es durch sie den römischen Ansiedlern ergangen — sie wurden erobert.
Nach der unseligen Schlacht bei Zülpich nahmen die Franken das
ganze alemannische Land bis zur Ortenau hinauf in Besitz, und
schlugen dasselbe zum Herzogthume Deutsch-Franken, welches später
in ein Rhein- und Ost-Franken abgetheilt wurde (H. Bei dieser
neuen Gestaltung der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse er-
wuchs der Ort Pforzheim zum Mittelpunkte des obern Enzgaues,
und gewann dadurch diejenige Stellung, in deren Folge er später die
erste Stadt dieser Gegend geworden ist.
In welchem Zeitpunkte Pforzheim den städtischen Rang ge-
wonnen habe, läßt sich nnr annäherungsweise bestimmen, da es im
Anfänge des zwölften Jahrhunderts noch als ein Marktflecken, und
zu Ende desselben aber als eine Bürgergemeine mit eigenem Schuld-
heißen erscheint. Seine damaligen Verhältnisse waren sehr zerstückt,
sehr verschieden und wechselvoll, daher man wohl annehmen kann, es
habe während des genannten Jahrhunderts die entscheidende Entwick-
lungsperiode durchlebt.
Es dringet sich vor Allem nun die Frage auf: Wem gehörte
Pforzheim zu jener Zeit? Eine Frage, welche uns zu einem
Räthsel führt, dessen völlige Lösung vorderhand noch unmöglich ist.
Denn während unter der Regierung Kaiser Heinrich des Vierten einer-
seits die fränkischen Grafen von Eberstein einen Theil des Markt-
fleckens an die Abtei Hirschau veräußern, und anderseits der schwäbische
Herzog Friedrich von Hohenstaufen seinem Dienstmanne Dragobod
von Pforzheim die Erlaubnis gibt, eine Hube daselbst an genann-
tes Gotteshaus zu vermachen, finden wir unter der Reichsverwesung
Kaiser Heinrich des Sechsten den Pfalzgrafen Heinrich bei Rhein
als Herrn der Stadt Pforzheim!
Nm dieses Dunkel in etwas zu erhellen, werfen wir zunächst einen
Blick auf die alten Grafen des Enzgaues, unter dessen Ortschaften
die Villa Pforzheim sicherlich eine der bedeutendsten war. Eine
Nebersicht der grafschaftlichen Verhältnisse im südwestlichen Rheinfranken
läßt uns die Wahrnehmung machen, daß seit dem Ausgange der
Karolinger immer mehrere Gaue unter einem und demselben Grafen
gestanden sind. So gehörte zu Anfang des zehnten Jahrhunderts der

(4) Vergl. Badenta I, 50.
 
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