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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Die kirchliche Glaubensänderung zu Ladenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0213
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welche aber nichts verfangen wollen; daß die kaiserlichen Hofräthe
über das Verhältnis der ladenbnrgischen Gemeinschaft hinlänglich
unterrichtet gewesen, und der Kaiser auf das kurfürstliche Ansuchen,
um Abschaffung des Mandats, es dabei habe beruhen lassen; daß
also die Erception der Inkompetenz des Kammergerichtes nicht mehr
stattfinden könne; daß endlich die pfälzische Regierung mit dieser rein
kirchlichen Sache nichts zu schaffeu habe, und ihr darin keine Juris-
diktion gebühre, im angenommenen Falle aber eines vom laden-
burgischen Anwalt für seinen Fürsten behaupteten Prohibitivrechtes
in gemeinschaftlicher Sache diese Regel mehr wider ihn diene.
Wie sehr man sich indessen bischöflicher Seits auch bemühte, den
Rechtsboden zu behaupten, es fruchtete nichts; denn die Ladenburger
behielten ihren Prädikanten, und der Bischof mußte sich geduldig iu
den Zwang der Zeitumstände fügen. Ja, er mußte es sogar ge-
schehen lassen, daß der protestantische Abfall der Bürgerschaft die Gal-
luskirche mit seinen Altgläubigen theile; beide Parteien hielten ab-
wechselnd ihren Gottesdienst darin, und es ist nicht bekannt, daß mau
von Seiten des Bischofs der einmal eingegangenen Zulassung irgend
ein Hemmniß entgegen gesetzt hätte.
Der äussere Friede schieu also hergestellt. Abgesehen von der eigent-
lichen Rechtssache, welche in dem erzählten Prozesse verhandelt wor-
den, konnte die Standhaftigkeit Eckart's, konnte die Anhänglichkeit der
meisten Ladenburger au ihn, konnte das beiderseitige Bestreben für
die Kirchenverbessernng nur Lob verdienen. Aber, wenn der siegreiche
Prädikant nunmehr den Boden des Evangeliums verließ, wenn er sich
auf seinen mächtigen, der neuen Lehre mit ganzem Herzen ergebenen
Fürsten gestützt, immer Ungebührlicheres gegen die Altgläubigen heraus-
nahm, die Kanzel zu Schmähungen und Angriffen gegen den Bischof
und seine Diener mißbrauchte, und sich soweit vergaß, die Kirchen-
bilder mit Fäusten, Kolben und andern Waffen zu zerschlagen, oder
nach Hause zu uehmen, nm sie zu verbrennen — wer möchte ihn in
diesem rohen Zelotismus entschuldigen können?
Es geschah aber noch Aergeres. Als der Bischof am Christ-
abend fünfzehnhundert vierundsechszig mit seinem Pfarrer und Kaplan
Nachmittags in die Kirche zur Vesper gegangen war, und eben die
Psalmen absang, erschien auch Eckart mit dem Schullehrer und dessen
Schülern, und fiel auf eine höhnende Weise in den Gesang ein, um
„die Papisten" dadurch zum Schweigen zu bringe». Entrüstet über
solche Unverschämtheit erhob sich der Bischof und veranlaßte den Lehrer
 
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