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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Sankt Georgen aus dem Schwarzwalde
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0229
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unter seine Besitzungen. Und auch seine "geistige Aufnahme geschah
mit so schnellem und glücklichem Fortgänge, daß es wetteifernd neben
den berühmten Stiftern Hirschau, Reichenan, Sankt Gallen und Sankt
Blasien glänzte.
Diese Blüthe aber war vorzüglich das Verdienst des Abtes
Theoger, welcher im Jahre tausend siebenundachtzig die sankf-
georgische Jnfnl erhalten hatte, und als der würdigste Schüler des
heiligen Wilhelm, dnrch gläubige Frömmigkeit, eifrige Regelzucht,
ausgebreitete Gelehrsamkeit, durch Geist, Klugheit und Ansdaner, auf
die rühmlichste Weife das Werk seines großen Meisters fortsetzte —
die Erhebung des benediktinischen Ordens auf die Höhe innerer und
äusserer Ausbildung, wie es im Plane des Stifters gelegen, und die
Verbreitung desselben in die Wildnisse Deutschlands znm Heile der

unbekannten Edelmann des entfernten Schwarzwaldes, und nicht vielmehr
einen dnrch Herkunft, Familienverbindungen und Stammgüter angesehenen
Herrn aus seiner Nachbarschaft zum Vogt werde erwählt haben? Und gleicher
Weise, wenn Abt Wilhelm die Lage von „Wald", als einem unruhigen
Orte, für das Klosterleben nicht geeignet fand, so hat dieses in Bezug ans
das abgelegene, einsame schwarzwäldische „Waldau" keinen Sinn, sondern
läßt sich nur von einem gangbaren, wohlbevölkerten, an offener Straße gele-
genen Dorfe verstehen. Nehnlich wurde damals auch im Breisgau durch den
heiligen Ulrich eine Klosterstiftung aus der Nähe des lebhaften Fleckens
Rim sing en in die Berge des Schwarzwaldes versetzt.
Vergeblich zwar sucht man im Eritgau und in den benachbarten Ge-
genden ein solches Dors mit Namen Wald; wenn jedoch die sankt-georgische
Bestätigungsurkunde (bei 8c/rä/-^r'-r, ^.Isat. ciipt. I, 177) unter den Besitzungen
des neuen Gotteshauses das Dorf Wald in Verbindung mit der „Kirche zu
Eck" anführt, so wird dadurch ein Fingerzeig gegeben. Man findet im Um-
kreise des Linz-, Erit- und Schussenganes mehrere.Orte dieses Namens,
von denen ein und das andere uralte Kapellen besitzen. Konnte es nun nicht
der Fall seyn, daß die waldische Bevölkerung mehr nach Eck zog und
Wald hiedurch iu Abgang gerietst, wie so mancher alte Ort?
Mit dem reichenauischen Vogte Hermann, welcher bei einem Aufruhrs
der Klosterleute im Zahr 1094 meuchelmörderisch erschlagen ward, erlosch die
hezilo'sche Familie, als deren nächste Sippen die Edlen von Entringen
bezeichnet werden. Hezilo selbst (urodissimus 8nevorui», üclötissimns Niit68
8. Petri) und Hesso erscheinen in der sankt-georgischen Tradition als „Edle
von Tegernau", wie der dritte Stifter Conrad als ein „Herr von
Oberndorf". Jene gehörten aber nach allen Umständen zum vornehmsten
schwäbischen Dynasten-Adel, was auch die Bezeichnung viri viri
bezeugt, womit sie in den Urkunden Vorkommen.
 
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