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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Sankt Georgen aus dem Schwarzwalde
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0231
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2l6

unter der herrschenden Glaubensansicht, bei den Folgen der mönchischen
Erziehung und Lebensweise, nothwendig zu Schwärmereien und Wider-
sprüchen getrieben werden, wie man sie an den freiwilligen Märtyrern
des alten Mönchthums wahrnimmt. Kindliche Weichheit und tyran-
nische Härte, leidenschaftliche Heftigkeit und entsagende Selbstbeherr-
schung, verzehrender Haß und erhebende Liebe, unbedingter Glaube
und dialektische Gelehrsamkeit, finstere Weltverachtnng und heitere Ge-
nußsucht, nimmer satte Herrschbegier und schweigender Gehorsam —
all' Dieses bewegte die Gemüther jener Sterblichen, welche unter dem
härenen Gewände nnd eingeschlossen in die enge Zelle oder das düstere
Münsterchor, ihre Tage der Idee opferten, daß dieses irdische Leben
eine zum Gebet, zur Buße, Entsagung und Mühesal bestimmte Vor-
schule des künftigen sey, dessen ewige Seligkeit nur durch solche
Opfer erlangt werden könne.
Das Leben eines Mannes, welcher so vielfach, so thatkräftig nnd
wohlthätig wirkte, und dessen Ruhm weit über die Gränzen seines
Wirkungskreises hinaus erscholl —- verdient wohl eine etwas nähere
Betrachtung, und es wird daher willkommen seyu, wenn uns der Abt
von Tritenheim in seiner fast klassischen Sprache und Darstellung
einen Abriß dieses Lebens mittheilt.
„Theoger", heißt cs in den tritenheimischen Jahrbüchern
von Hirschau (H, „stammte aus Rheinfranken. Seine Aeltern gehörten
dem untersten Stande an; da der Knabe aber neben viel Gemüthlich-
keit einen besonders gelehrigen Geist verrieth, so wurde er gleichwohl
zu dem berühmten elsäßischen Meister Mangold in die Schule gethan,
und gelangte unter dessen wissenschaftlich und sittlich gleich vortrefflicher
Leitung bald zu einer vielseitig gelehrten Bildung; denn das ganze
Feld der freien Künste, und zumal auch die Musik wurden mit dem
glücklichsten Erfolge von ihm bebaut. Dergestalt ausgerüstet verließ
Theoger den geliebten Lehrer und kehrte zu den Seinigen zurück, wo
man ihn mit Verwunderung,bewillkommte, hernach unter die Kapitel-
herren der Kirche Sankt Eyriak bei Mainz aufnahm und zum Meister
der dortigen Schule erhob."
„In dieser Stellung bewegte sich der junge gelehrte Herr mit
dem erfreulichsten Erfolge; der Ruf seiner Gelehrsamkeit verbreitete sich
täglich weiter, nnd lockte bald eine große Anzahl von Schülern herbei,

(4) ^uii»I1um UlrbrniAiensium I, 282.
 
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