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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Sankt Georgen aus dem Schwarzwalde
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0236
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neues Klostergebäude herzustellen, welches der vermehrten Vrüderzahl
und den erweiterten Schulen den gehörigen Raum gestatte. Leider
aber reichten die Mittel nicht hin, und über der dadurch entstandenen
Verzögerung starb der fromme Abt."
„Und auch ich, sein unwürdiger Nachweser, konnte den Bau
nicht weiter führen. Denn kaum war mir die schwere Bürde des Vor-
steheramtes anvertraut, als eine Heeresabtheilung von siebzigtausend
Mann unter dem Befehle der Kurfürsten von Bayern und Sachsen
und des kaiserlichen Generalfeldzeugmeisters CaPrana um Villingen
her ihr StanMger aufschlug und während dreier Monate die ganze
Gegend zum Schauplatz soldatischer Ausschweisungeu, Diebereien und
Bedrückungen machte. Der Unfug war so weit gediehen, daß ich
für meine Religiösen kaum die nöthigsten Lebensmittel herbeizuschaffen
wußte, und an jeden andern Aufwand gar nicht denken durfte. Auch
nach Aufhebung des Lagers wurde es nicht besser, da unsere Gegend
noch immer, bald von feindlichen, bald von kaiserlichen Streifcorps
durchzogen wurde, wobei die Letzteren beinahe ärger gehaust, als die
Ersteren. Und endlich haben uns die Ueberwinterung der styrum'-
schen Truppen zu Villingen, alsdann die Einfälle, Belagerung und
Brandschatzung Villars, Tallards, d'Vivants, wie der dazwischen
gefallene große Hagelschaden „ so völlig ausgesogen und entkräftet, daß
wir nahe daran waren, uns neuerdings aufzulösen und in der Fremde
als Bettler unser Obdach zu suchen."
So weit die Schilderung des AbteS Michael. Durch die ver-
schiedentlich erlangten Beiträge wurde er in den Stand gesetzt, nun
auch das Klostergebäude unter Dach zu bringen. Sein Nachweser
Hieronymus aber vollendete nicht nur den ganzen Bau, sondern
belebte auch die Klosterö^onomie, die Regelzucht und Wissenschaft aufs
Neue. Und das Glück wollte es, daß auch die beiden folgenden Vor-
steher vom besten Geiste für das Wohl und den Ruhm ihres frisch
aufblühcnden Gotteshauses beseelt waren. Abt Zölestin, „ein Muster
der klösterlichen Ordnung, ein großer Beförderer der Gelehrsamkeit und
ganz besonderer Eiferer für die Zierden der Kirche", schaffte die silber-
männische Orgel und das harmonische Geläute an, erneuerte das
Klösterlein zu Rippoldsau, und verfocht die Rechte von Sankt Geor-
gen mit männlichem Ernste und Nachdruck. Abt Anselm folgte ihm
aufs Würdigste nach, leitete mit praktischer Kenntniß die Oekonomie,
vermehrte das Klostergut, bereicherte die Bibliothek und das Kunst-
kabinet — „allein das Sankt Georgenstift hat unter diesem thä-
 
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