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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Sankt Georgen aus dem Schwarzwalde
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0238
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223

von Gott ihre Tugend, ihren Muth, ihren Segen erflehen." Nun
verließ man die Tafel, und eine im dritten -Ton abgesungene Komplet
beendigte diesen für die Sankt Georgier so merkwürdigen Abend.
Die klösterliche Ordnung blieb ungestört, und Alles hatte seinen
gewöhnlichen Fortgang, während die Kommissäre sich mit Aufnahme
eines genauen Inventars beschäftigten. Da erscholl aber die Kunde
von der Pariser Konvention, wodurch die Stadt Villingen mit ihrem
Gebiete dem Hause Baden zugetheilt wurde, und die Herren fanden
nun nichts Eiligeres zu thun, als die fammtliche.n Jnventarstücke her-
beischaffen und öffentlich versteigern zu lassen. Was nicht abging,
wurde rasch eingepackt und nebst der Kasse und dem Kirchenschatze mit
den eigenen Gefährten des Klosters unter militärischer Begleitung noch
in aller Nacht nach Stuttgart abgeführt.
Als daher die badischen Kommissäre erschienen, fanden sie das
Stift rein geleert und selbst die Konventualen ohne Lebensmittel. Nur
die Bibliothek, die Orgel und das Glockenspiel waren noch vorhanden,
welche jetzt aber sämmtlich nach Karlsruhe wandern mußten, wäh-
rend man von allen Gebäulichkeiten, Liegenschaften, Zehnten, Gilten
und Gerechtsamen des reichen Stiftes im Namen der neuen Herrschaft
Besitz nahm. Die Konventualen hatten gewünscht, in klösterlicher Ge-
meinschaft bei ihrem Lehramte zu verbleiben. Sie mochten glauben,
eine gerechte Ansprache auf diese Rücksicht der neuen Landesherrschaft
zu besitzen, da ihre gelehrte Schule gerade in der jüngsten Zeit einen
rühmlichen Ruf erlangt hatte (H. Es ward ihnen aber nicht gestattet,

(8) Noch leben bei uns viele Geistliche, Beamte und Gelehrte, welche ihre Vor-,
studien in der sankt-georgischen Schule zu Villingen gemacht haben, und
welcher von ihnen wird sich nicht freudig und dankbar jener Zeit erinnern?
Mit Vergnügen üheile ich hier ein Bruchstück aus einem größern Gedichte
mit, dessen Gegend eine solche Erinnerung ist, wie sie bei Durchlesung des
Manuscripts gegenwärtigen Aufsatzes in einem der ehemaligen Schüler leb-
haft wieder erwachte. *
Deinem wechselnden Geschicke,
Sankt Georgen Gotteshaus,
Folgten theilnahmvollc Blicke
Durch die Wohlfahrt, durch deu Graus;
Stürme peitschten deine Halben,
Bis dem mächtigsten von Allen
Eine Beute sie gefallen!
 
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