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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Otto von Hachberg, Bischof zu Konstanz
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0244
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229

da aber das Domkapitel hartnäckig dabei verharrte, so kam es zu einem
Prozeß, welcher nach Rom gedieh, wo der Bischof den Handel verlor.
Daraus entstand große Feindschaft zwischen ihm und dem Kapitel,
und viel öffentliches Aergerniß; denn am Frohnleichnamstag hielt jeder
Theil die gewöhnliche Prozession für sich besonders, während der Stadt-
rath und die Dominikaner bei keiner derselben sich einfanden. Nur
die mächtigen Verwandten des Bischofs und die Drohungen, den
Streit mit den Waffen entscheiden zu wollen, vermochten endlich das
Kapitel, nachzugeben und die neue Administratiou wieder aufzuheben.
Aber zum Unglücke gestaltete sich auch die übrige Zeit der Verwesung
Otto's auf eine Weise, welche keineswegs geeignet war, den zerrütte-
ten Finanzen wieder aufzuhelfen; denn der Appenzellerkrieg und die
konstanzische Stadtrevolution forderten einen neuen Aufwand und ver-
ursachten neue Verluste. <
Schou längst hatte die Irrung zwischen dem Abte von Sankt
Gallen und seinen appenzellischen Unterthanen gewährt, als dieselbe
im Jahre vierzehnhundert und einundzwanzig durch einen Vertrag ge-
schlichtet wurde. Diese Schlichtung war aber ein bloßer Waffenstill-
stand, denn den gegenseitigen Haß konnte sie nicht vertilgen, und
nach einem Jahrfünft brach die Flamme des Zerwürfnisses mit erneuter
Hitze aus. Das kleine, durch Bann und Interdikt bis zur Wuth ge-
steigerte, immer kräftige und jetzt um so entschiedenere Bergvolk erhob
abermals die Waffen, und wohl wäre damals schon geschehen, was
später eintrat, hätte der Abt in dem Grafen von Tockenbnrg, in unse-
rem Bischof Otto und in dem Sankt Georgenschild nicht eine Hilfe
gefunden, welche ihm den Sieg verschaffte und die Appenzeller zum
Gehorsam nöthigte.
Während Otto aber seinen Freund aus einer drohenden Gefahr
retten half, bereitete sich in seiner nächsten Nähe ein Ereigniß vor,
wodurch er genöthigt wurde, den alten Bischofsitz in Konstanz zu ver-
lassen, und sich mit seinem Hofe nach Schaffhausen zu begeben. Es
hatte sich der alte Parteihaß zwischen der gemeinen Bürgerschaft und
den vornehmen Geschlechtern wieder erneuert, und in Folge der Ein-
flüsse des Konziliums auf die städtischen Verhältnisse war das Uebel
sehr gesteigert worden. Konstanz litt an einer großen Schuldenlast;
es lag ein beengendes, drückendes Gefühl auf den Bürgern, und jeder
Unzufriedene mochte sehnlichst eine Umwälzung oder Veränderung her-
beiwünschen.
Nun begab sich, daß im Jahre vierzehnhundert neunundzwanzig
 
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