Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

DOI Heft:
Der Sänger Braunwart von Augheim
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0252
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
237

sollen ihm diese bei der Gepriesenen zum Lohn der Treue verhelfen;
dann trauert er wieder bei der allgemeinen Sommerfreude; endlich,
als der Winter dem Sommer das Feld räumen muß und überall
Freude auf der Straße ist, tröstet er sich mit dem einst empfangenen
Gruße der Minniglichen. Sprache und Reime sind gebildet, die Wei-
sen einfach, trochäisch und'sämmtlich dreistrophig."
Ich theile das erste dieser Lieder zum Schlüsse hier mit, und
zwar (mit einigen Veränderungen der alten Schreibweise) in der
Ursprache, damit der Leser zugleich daraus ersehen möge, wie weich
und wohlklingend die damalige Mundart gegen das heutige Hoch-
deutsch war.
„Schauet uf die grüne Haide,
Wie gar wunniglich sie lit.
Seht, was lichter Augenwaide
Uns gebracht die Maien-Zit!
Doch muß ich in Sorgen sin,
Ob mich lat in sendem Leide
Die viel liebe Fraue min."
„Ich gesah bi minen Jahren,
Was ich Frauen Han gesehn,
Nie ein Wib sowohl gebaren.
Ja, ich muß fürwahr es jähn:
Die, vor der ich minen Lib
Und die Sinnen sollte wahren,
Ist ein minnigliches Wib!"
„Sollt' ich ihrem rosen Munde
Nahen so, daß mich ihr Gruß
Minem Herzenleid entbunde —
Seht, so wär' mir Truren Buß',
Und ich wollt' in Freuden sin,
Ob ich nit zu einer Stunde
Küßt' ihr rotheö Mündelin."
 
Annotationen