DOI issue:
Bruchsal, durch die Franzosen zerstört
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0304
285
i
jedoch ward auf das fußfällige Anflehen der armen Leute bewogen,
daß sie selber das Feuer wieder löschten; die meisten aber ritten auf
das Kapuzinerkloster zu, umringten selbiges und schickten hinein, um
es anzuzünden. Als dies ein Bruder bemerkte, hat er sogleich das
Venerabile mit dem Ziborium und heiligen Oel aus der Kirche her-
ausgenommen und hinweggebracht, worauf die Mordbrenner sogleich
den Tabernakel plündern wollen, und weil sie ihn leer befanden, mit
Feuer gefüllt, daß der Altar und folglich die ganze Kirche in Brand
gerathen. Von da begaben sie sich in das Refektorium und zündeten
dasselbige ebenfalls an, wie denn die nach dem Michelsberg gegange-
nen Patres, als sie zurückkehrten, das ganze Kloster lichterloh in
Flammen erblickten."
„Nach diesem hat sich die französische Parthie zu ihrer Reserv in
den Wald zurückgezogen, welche nun eilfertigft wieder nach Philipps-
burg abmarschirt. So ist das schöue Kloftergebäu mit Allem, was die
wenige Bürger und Landleute dahin geflüchtet gehabt, in Rauch auf-
gegangen, unter sonderlichem und viel schmerzlicherem Wehklagen der
armen Unterthemen, als bei der frühern Einäscherung der Stadt, in-
dem sie ihre Häuser fast wieder verschmerzt gehabt, und ihre Rettung
und Hoffnung auf deu erhaltenen Sparpsennig gesetzt, dessen sie nun-
mehr gänzlich verlurstig geworden."
Ein Jahrzehnt verfloß jetzt, zwar unter vielfach wiederkehrender
Kriegsgefahr, jedoch in hinreichender Ruhe für die Bruchsaler, um
ihnen Zeit zur Wiederherstellung ihrer Vaterstadt zu gewähren. Der
Friede von Nymwegen schien die französischen Gräuel eingestellt zu
haben, und ein auf zwanzig Jahre zwischen Frankreich und dem Kaiser
abgeschlossener Waffenstillstand versprach die allmählige Heilung der
tiefen und schmerzlichen Wunden des letzten Krieges. Wie aber täuschte
man sich! Ludwig der Vierzehnte trat alles Völkerrecht mit Füßen; er
brach den beschworenen Stillstand unter dem Vorwand seiner Ansprüche
auf die Pfalz, und ließ dieses herrliche Land durch seine Mordbrenner
zum zweiten Male unmenschlich verheeren. . So wurde denn jenes
fürchterliche Jahr sechszehnhundert neunundachtzig auch für Bruchsal
wieder eiue Zeit des Verderbens, wie das Protokoll des odenheimischen
Rittcrkapitels in gedrängter Darstellung erzählt G).
(L) »k'rriAineiUum Uberae et equestrrrtig eeelesiae
LruckskUme, ad rmno 1688 usyue 1692.«
i
jedoch ward auf das fußfällige Anflehen der armen Leute bewogen,
daß sie selber das Feuer wieder löschten; die meisten aber ritten auf
das Kapuzinerkloster zu, umringten selbiges und schickten hinein, um
es anzuzünden. Als dies ein Bruder bemerkte, hat er sogleich das
Venerabile mit dem Ziborium und heiligen Oel aus der Kirche her-
ausgenommen und hinweggebracht, worauf die Mordbrenner sogleich
den Tabernakel plündern wollen, und weil sie ihn leer befanden, mit
Feuer gefüllt, daß der Altar und folglich die ganze Kirche in Brand
gerathen. Von da begaben sie sich in das Refektorium und zündeten
dasselbige ebenfalls an, wie denn die nach dem Michelsberg gegange-
nen Patres, als sie zurückkehrten, das ganze Kloster lichterloh in
Flammen erblickten."
„Nach diesem hat sich die französische Parthie zu ihrer Reserv in
den Wald zurückgezogen, welche nun eilfertigft wieder nach Philipps-
burg abmarschirt. So ist das schöue Kloftergebäu mit Allem, was die
wenige Bürger und Landleute dahin geflüchtet gehabt, in Rauch auf-
gegangen, unter sonderlichem und viel schmerzlicherem Wehklagen der
armen Unterthemen, als bei der frühern Einäscherung der Stadt, in-
dem sie ihre Häuser fast wieder verschmerzt gehabt, und ihre Rettung
und Hoffnung auf deu erhaltenen Sparpsennig gesetzt, dessen sie nun-
mehr gänzlich verlurstig geworden."
Ein Jahrzehnt verfloß jetzt, zwar unter vielfach wiederkehrender
Kriegsgefahr, jedoch in hinreichender Ruhe für die Bruchsaler, um
ihnen Zeit zur Wiederherstellung ihrer Vaterstadt zu gewähren. Der
Friede von Nymwegen schien die französischen Gräuel eingestellt zu
haben, und ein auf zwanzig Jahre zwischen Frankreich und dem Kaiser
abgeschlossener Waffenstillstand versprach die allmählige Heilung der
tiefen und schmerzlichen Wunden des letzten Krieges. Wie aber täuschte
man sich! Ludwig der Vierzehnte trat alles Völkerrecht mit Füßen; er
brach den beschworenen Stillstand unter dem Vorwand seiner Ansprüche
auf die Pfalz, und ließ dieses herrliche Land durch seine Mordbrenner
zum zweiten Male unmenschlich verheeren. . So wurde denn jenes
fürchterliche Jahr sechszehnhundert neunundachtzig auch für Bruchsal
wieder eiue Zeit des Verderbens, wie das Protokoll des odenheimischen
Rittcrkapitels in gedrängter Darstellung erzählt G).
(L) »k'rriAineiUum Uberae et equestrrrtig eeelesiae
LruckskUme, ad rmno 1688 usyue 1692.«