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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 15.1939

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Moog, F.: Der Alamannenfriedhof von Wyhlen (Amt Lörrach)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42536#0128

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F. Woog

(Taf.A 2). Die länglich-ovale Parierplatte hat ebenfalls Silbertauschierung in
Netzwerk. Der nur fragmentär erhaltene Skramasax (Taf. A.3), läßt keine Alters-
beurteilung zu. Aus Grab 13 von Wyhlen stammt ein gestielter, tellerförmiger
Bronzezierknopf (Taf. 6 8) von einer Schwertscheidegarnitur. Da das Grab ein
waffenloses Kindergrab ist, wirkt der Zierknopf hier als Fremdkörper. Das Zier-
motiv sind 2 in eine Bandschlinge zusammengezogene Tierköpfe, daneben sind 4 ein-
fachere Tierköpfe im Tierstil II von Salin. Auch hierzu hat das Gräberfeld von
Bourogne gute Parallelen geliefert. Zn Bourogne finden sich solche Knöpfe mit
Bandschlinge, zusammen mit den rechteckigen Bronzeschnallen mit feststehendem
Beschläg. Diese Bronzeschnallen haben in neuerer Zeit durch einen münzdatierten
Grabfund von Bermersheim in Rheinhessen eine scharfe zeitliche Ansetzung
erfahren. Dieselbe erfolgt nach G. Behrens 35 durch einen Solidus Childeberts III
(695-711) in das späte 7. Jahrhundert. Hiermit erhalten auch die tierornamentier-
ten Bronzezierknöpfe indirekt ihre zeitliche Festsetzung in das späte 7. Iahrhundert.
Auch I. Werner^ bildet einen solchen Zierknopf mit Bandschlinge im Innern und
4 Tierköpfen außen aus einem geschlossenen münzdatierten Grabfund von Otlin-
gen (OA.Kirchheim) in Württemberg ab. Das Ottinger Grab gehört schon durch
das Vorkommen von koptischem Bronzegeschirr in Gruppe V der Wernerschen
Chronologie und somit in die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts.
Chronologisch verwertbar ist auch die Bronzerundfibel (Taf. 8 3) aus Grab 7
von Wyhlen. Von der Fibel ist nur die Bronzeunterlage erhalten, es ist aber an-
zunehmen, daß sie ursprünglich eine silbertauschierte Eisenplatte getragen hat.
Iedoch spricht der Befund dafür, daß die Zierplatte schon in alter Zeit verloren-
gegangen ist und die Fibel in diesem Zustand in das Grab gegeben worden ist.
Ein ganz ähnliches Stück, nur etwas größer, ebenfalls mit fehlender Deckplatte,
stammt wieder aus einem Grab von Bermersheim. Durch seine Lage in unmittel-
barer Nähe des oben erwähnten münzdatierten, dürfen wir es Wohl ebenso in das
späte 7. Iahrhundert sehen. Auch die anderen Beigaben des Gräberfeldes von
Wyhlen verraten in ihren Formen, daß sie zeitlich spät anzusehen sind und wider-
sprechen einer Einreihung des Friedhoss in das 7. Iahrhundert nicht. Die großen
Cisenschnallen mit runden bzw. rechteckigen Beschlägen und Gegenbeschlägen mit
Bronze- oder Cisennieten (Taf. L 6 und 7) sind in späten merowingischen Gräbern
recht häufig, ebenso die beiden unverzierten doppelreihigen Beinkämme. Das
gleiche gilt für die großen drahtförmigen Ohrringe aus Bronze bzw. Silber mit
Hakenverschluß (Taf. 8 4). Grab 30 von Wyhlen lieferte einen solchen aus Silber-
draht, der in Abständen mit Rillengruppen verziert ist (Taf. 8 1). Ein münzdatier-
tes Frauengrab aus Gammertingen (OA.Sigmaringen)^ hat ein Paar ana-
loger Ohrringe geliefert und wird von Werner in das 7. Iahrhundert gesetzt. Nach
den Befunden von Hailfingen in Württembergs finden sich diese Ohrringe in der
spätesten Gräbergruppe des großen Reihengräberfeldes. Erwähnenswert ist unter
den Metallsachen schließlich noch ein kleines schmal-dreieckiges Beschläg (Taf. 8 9)
aus Bronze mit rechteckigem Ausschnitt und 3 Bronzenieten. Auf der Unterseite
hat es 2 Ösen und stellt ein Besahstück einer Riemengarnitur dar. Ganz ähnliche
Stücke haben wir aus dem burgundischen Grabfelde von Oberdorf (Kt.Solothurn)^.

3s Germania 12, 1937, S. 267 ff., Abb. 1.
3b I. Werner, Münzdatierte austrasische Grabfunde, Berlin 1935, Taf. 29 L.
I. Werner, a.O. S. 96, Taf. 25 I.
38 Nach einer freundlichen mündlichen Mitteilung von Herrn Dr. H. Stoll Freiburg
i.Dr., dem ich hierfür sowie für eine Reihe anderer Anregungen an dieser Stelle herz-
lich danke.
33 E. Tatarinoff, a.O. Abb. 15, 4.
 
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