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DAS LASTFUHRWERK

106

Heute, als ich schon gen Morgen
Heimging durch die stillen Gassen,
Fuhr ein Wagen vor mir her
Strebend seinen Weg gelassen.
Halb verschlafen auf der Ladung
Sog der Fuhrmann an der Pfeife;
Neben ihm sein Spitzer gähnte,
Müde wedelnd mit dem Schweife.
Schwere Gäule waren’s zweie,
Mecklenburger, unterm Kummet
Zogen sie, gesenkt die Häupter,
Träumend noch von Stall und Grummet.
Unterm Wagen die Laterne
Schwankte trübes Licht versendend . . .
Also sah ich still sie ziehen,
Zu der Stadt hinaus sich wendend.
Wie die Räder knirschend rollten
Bei dem dumpfen Klang der Hufe
Durch die tiefe, tiefe Stille,
Klang es mir wie Lockerufe.
Und ich schaute nach dem Fuhrwerk,
Bis es unterm Tor verschwunden,
Und ich habe ein Verlangen
Mitzufahren da empfunden.
Aus der Stadt hinaus ins Freie,
In die jungen Frühlingsfelder,
Wo das Korn sich hebt; und weiter
In die knospenfrischen Wälder.
Wo der Tau perlt an den Bäumen,
Schwanke Birkenzweige nicken,
Und zuweilen scheue Rehe
Durch die Stämme nach dir blicken.
 
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