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Oesterreich.

Pass, Mauth, Geld, Fostverkehr. Ein Pass ist in Oesterreich nicht
mehr nöthig, angenehm aber für den immer möglichen Fall, dass der Reisende
mit den Behörden in Berührung kommt. Eine Passkarte genügt; beim
TJeberschreiten der Grenze voi-gezeigt zu werden braucht dieselbe wie
■gesagt nicht.
Die Mauth wird gegen unverdächtige Keisende in der mildesten Form
gehandhabt. Fussreisende werden beim TJeberschreiten der Grenze über-
haupt nicht mehr untersucht. Auf Eisenbahnen findet eine leichte Revision
der Koffer noch statt. Durchaus verboten und selbst gegen eine Zollabgabe
nicht zugelassen sind Spielkarten, Kalender, versiegelte Briefe. Tabak und
Cigarren können bis zu 5 Pfd. gegen Erlegung des Zolls eingebracht werden.
Zwei Loth Tabak und 10 Cigarren sind frei, Zoll für das Pfund Tabak etwa
3 fl., für das Hundert Cigarren ebenfalls etwa 3 fl.; sie werden gewogen.
Uebrigens sind die österr. Regie - Cigarren keineswegs schlechter als die
zollvereinsländ. Fabrikate ; in grösseren Städten führen die Tabaks-Trafiken
meist auch importirte Iiavannah- Cigarren und echten türkischen Tabak.
Geld. Nach dem Münzvertrage vom 24. Jan. 1857 werden Silber-
münzen von l/ii 1, IV2, 2 u. 311. (also 1/e, 2/g, 1, Jl/g u. 2 Thlr.) zwar ge-
prägt, doch bekommt man solche in Oesterreich kaum zu sehen. In allen
Kronländern circuliren ausschliesslich Banknoten von 1, 5, 10, 50, 100 u.
1000 fl. Gegen den Nominal - Silberwerth stehen dieselben durchschnittlich
10—15 % unter pari, sodass man z. B. für den preussischen (Silber- oder
Papier-) Thaler statt 1 fl. 50 kr. in den letzten Jahren durchschnittlich
1 fl. 70 kr. bekam. Der Papiergulden theilt sich in 100 Silberkreuzer (Stücke
von 5, 10, 20 kr., und 1 u. 4 Kreuzerstücke in Kupfer). Die alten 6 kr.-Stücke
werden nicht mehr genommen ; die früheren Kreuzerzettel sind vollständig
verschwunden. — Die TJmwechselung des Geldes geschieht besser in Wien
oder einer andern grösseren Stadt Oesterreichs, als in Bayern.
Eilwagen. Maileposten haben im Hauptwagen nur drei Plätze, zwei
im Innern und einen im Coupi. Nur der letztere gewährt eine freie Aussicht;
man muss sich frühzeitig zu demselben melden, auf viel besuchten Strassen
ist er meist mehrere Tage im Voraus belegt. Gepäck über 40 Pfd. wird
nicht angenommen ; grössere Koffer werden nur mit dem Packwagen (Bran-
cardwagen) befördert, äusserst selten mit dem Eilwagen; wohl zu beachten,
wenn man nicht von dem Gepäck getrennt sein will. Lästig ist, dass das
Gepäck so früh aufgegeben werden muss, oft schon um 5 Uhr Nach-
mittags, wenn man am folgenden Morgen abreisen will.
Extrapost. Taxe für die Post (2 Meil.) 2 Pferde 2 fl. 80 kr. (pro Pferd
und Meile 70 kr.), Wagen 80 kr., Postillonstrinkgeld 70 kr. (pro Pferd und
Meile 171/2 kr.), man pflegt ihm 1 fl. zu geben. Die Taxen wechseln nach
den Futterpreisen, sie sind fast in allen Kronländern verschieden. Zurück-
gehende Extraposten kosten in der Regel die Hälfte.
Wer ohne Aufenthalt reisen will, lässt 12 bis 24 Stunden vor der
Abreise einen Laufzettel abgehen. Man wendet sich schriftlich desshalb an
das Postamt mit genauer Angabe der Abfahrtszeit und der P^eiseroute, und
findet dann auf jeder Station die Postpferde bereit.
Stellwagen fahren in Tirol auf allen grösseren Strassen, bei guten
Wegen selbst in Nebenthälern, fast jeden Tag, oft zweimal, die Post
(2 Meilen) in etwa 2 St. für 50 bis 60 kr., Mittags 2 St. Rast. Es sind
leidlich bequeme Wagen, nach Art der Omnibus, mit 3 Sitzreihen in der
Länge, für 10 bis 12 Personen , im Cabriolet (etwas theurer) sehr eng für
3 Personen. Sind alle Plätze besetzt, so ist’s allenthalben eng und die Fahrt
auf die Dauer, namentlich bei heissem Wetter und staubiger Strasse sehr
ermüdend. Sonst fährt sich’s ganz gut, nach allen Seiten Aussicht. Auf
der Höhe der E.eisezeit pflegen auf den grossen Strassenzügen, z. B. von
Innsbruck nach Landeck, die Plätze gewöhnlich schon am Abfahrtsorte
sämmtlich vergeben zu sein, so dass man auf kleineren Zwischenstationen
selten Platz findet.
Bsedeker’s Oesterreich. 16. Aufl.

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