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Becker, Wilhelm Gottlieb; Tauber, Andreas [Editor]; Pursh, Frederick [Editor]; Block, Ludwig Heinrich von [Editor]
Der Plauische Grund Bei Dresden: Mit Hinsicht Auf Naturgeschichte Und Schöne Gartenkunst ; Mit fünf und zwanzig Kupferblättern — Nürnberg, 1799

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https://doi.org/10.11588/diglit.17514#0130

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91 —
wird, sondern oft gar dem Ganzen einer Gegend zu Statten kömmt, weil das
Zufällige derselben doch immer aus verßändigen Gründen, wenn auch nicht
in Beziehung auf Schönheit, veranlasst worden ist. Eine beabsichtigte aber
verfehlte Verschönerung hingegen muss einer schönen Natur allemal schaden.
Die steifste Hütte eines Bauers, die nichts weniger als schön ist, wird nie
einen so nach »heiligen Eindruck machen, als ein geschmackloser Tempel oder
sonst ein ähnliches Gebäude, was den Anspruch, die Schönheit einer Gegend
zu heben, an der Stirne führt, und, statt zu verschönern, he schändet. Eine
schöne Natur kann also nur durch Gegen Hände gewinnen, die ein Gepräge von
Schönheit oder doch wenigßens von Wahrheit an lieh tragen : durch alles,
was gegen beide verstösst, muss iie nothwendig verunziert weiden.
Aus allem diesen erhellet zur Gnüge, wie sehr eine Gegend durch passende
Wahl der Gebäude und andere weise Benützung in ihrer Schönheit erhöht
werden kann. So schön an lieh diese Gegend um Tharand ist: wie viel ver-
löre Ire schon, aus diesem Gesichtspunkt betrachtet, wenn die Ruinen nicht
mehr vorhanden, die Kirche hier nicht gebaut, der Teich noch Ebene wäre.
Man darf die Natur nur sliehen, um ihr auf schickliche Art zu Hülfe zu
kommen; sie bietet sich überall dar, nur fordert sie billig, dass man nach
ihrem Charakter sich richte, und das, was sie schön macht, nicht nach ge-
schmacklosem Eigenlinn modele. Sie lässt sich alles gefallen, was hie und da
zu ihrer wahren Verschönerung dient; sie lässt ßch nehmen und geben: aber
das Unrecht, was ihr geschieht , fällt immer sichtbar auf ihre Verderber
zurück*
Man lieht ßch bald nach einem Wege um, den Schlossberg zu besteigeii»
um sowohl die Ruinen in der Nähe zu betrachten, als der Aussicht über das
Städtchen und in die verschiedenen Thäler zu geniessen. Es führen von allen
Seiten Wege hinauf, wovon der bei der Kirche der beqtiemße ist; doch sind
auch die übrigen seit beinahe zwei Jahren so bequem als möglich angelegt
worden. Gleich hinter der Mühle» die wir auf dem Küpferblatte vor uns
erblicken, führt einer derselben, der freilich etwas mühsamer, als die übrigen,
zu steigen iß, in mit Bäumen besetzten Zickzacks am Felsen hinauf. Vor
einigen Jahren sah man den ganzen obern Bezirk gewissermassen noch in seiner

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