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Becker, Wilhelm Gottlieb; Tauber, Andreas [Hrsg.]; Pursh, Frederick [Hrsg.]; Block, Ludwig Heinrich von [Hrsg.]
Der Plauische Grund Bei Dresden: Mit Hinsicht Auf Naturgeschichte Und Schöne Gartenkunst ; Mit fünf und zwanzig Kupferblättern — Nürnberg, 1799

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https://doi.org/10.11588/diglit.17514#0131

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verödeten Wildniss, welche vollkommen zu den alten Ruinen passte; man
konnte noch in die untern Gewölbe derselben hinabschauen, und das Ganze
hatte noch mehr Gepräge der Vorzeit, was gerade die Überbleibsel der alten
Schiösser so anziehend macht. An sich war es freilich Schade, diese sichern
Spuren des Alterthums zu verschütten und dem Platze seine natürliche Wild-
heit zu nehmen: allein es trat eine Betrachtung ein, die jene Veränderung
nicht nur entschuldiget, sondern die auch gewissermassen ein Opfer gebot.
Seit Tharand so ausserordentlich häufig besucht und dieser Schlossberg bestiegen
wird, konnte leicht einmal lieh ein Unglück ereignen, und dann dieser trefliche
Platz durch die Erinnerung an dasselbe einen unangenehmen Eindruck machen.
Man verschüttete also die untern Gewölbe, umgab den ganzen Platz mit ein-
fachen Schranken, und richtete ihn zu einem gefahrlosen Sammelplatz ein.
Die Aussicht von demselben ist herrlich. Gerade vor lieh lieht man ein ziem-
liches Stück in den Plauischen Grund hinein, zur Rechten in das Weisseritzthal
und zur Linken in das Stadtthal, welches von dem vormaligen Namen des
Städtchens, Granaten, den Namen des Granatenthals führt. Hier übersieht
man das ganze nach den Bergen lieh schmiegende artige Städtchen, was einige
hübsehe Gebäude enthält und gewiss eine romantische Lage hat.
Das Alter der Burg, wovon nur noch diese Ruinen vorhanden sind, ist
schvver zu beilimmen. Die alterte Urkunde, welche derselben erwähnt, ist
gegen Ende des zwölften Jahrhunderts geschrieben. Man kann also nichts als
Vermuthungen wagen. Vielleicht gehört sie unter die BLirgenT die Heinrich I
wider die Sorben in hiesiger Gegend errichten liess. Die Lage war jener Ab-
sicht vollkommen gemass. Dem sei jedoch wie ihm wolle; wir finden sie
schon in den Händen der Markgrafen von Meissen. Ich will hier nur einige
der wichtigsten Zeitpunkte erwähnen, in welchen Tharand keine unbedeutende
Rolle spielte. Dietrich der Bedrängte überliess es schon seiner Gemahlin Jutta
nebst andern Schlössern zum L,eibgedinge. Heinrich der Erlauchte scheint gern
und oft einen längeren Aufenthalt hier genommen zu haben. In der Mitte des
sünfzehnten Jahrhunderts räumte es Friedrich der Sanftmüthi^e Günthern von
Schwarzburg ein, der es jedoch nicht lange genoss. Um diese Zeit war es
noch immer ein böhmisches Lehen. Später erhielt es Sidonia, die Gemahlin
des Herzogs Albrecht und Stamm-Mutter des itzigen Churhauses, unter andern
 
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