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Becker, Wilhelm Gottlieb; Tauber, Andreas [Editor]; Pursh, Frederick [Editor]; Block, Ludwig Heinrich von [Editor]
Der Plauische Grund Bei Dresden: Mit Hinsicht Auf Naturgeschichte Und Schöne Gartenkunst ; Mit fünf und zwanzig Kupferblättern — Nürnberg, 1799

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https://doi.org/10.11588/diglit.17514#0150

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Auf dem Heimwege durch diesen herrlichen Grund erwartet den Freund
der schönen Natur ein neues Vergnügen. Er lieht nicht nur die reizenden
Gegenden wieder, die seine Gefühle schon so angenehm beschästiget haben; er
erblickt lie auch in veränderten Gehalten, und dadurch gewinnen he für ihn
einen Reiz der Neuheit. Mit jeder Wendung des Thals treten neue Gemälde
hervor, und alle bereits gesehene Gegenstände erhalten durch die veränderte
Lage, in der he erscheinen, eine neue Bezeichnung. Die Berge gewähren von
dieser Seite eine andere Anhcht; die Gruppen bilden hch anders, und alles
steht nun für das Auge in andrer Beziehung: allein das Einzelne stimmt eben
so mit dem Ganzen zusammen, wie von der entgegengesetzten uns schon be-
kannten Seite betrachtet. Diess lerne der Naturkünstler in seinen Gebilden mit
gleicher Wirkung zu leihen, und schässe kein Bauwerk, was nur einen einzigen
Schaupunkt gestattet. In solchen Anordnungen unterscheidet er hch von dem
Landschaftsmaler. Obschon er die gefälligste Wirkung der Hauptanhchten in
seinen Natur-Anlagen nach ähnlichen Regeln des Geschmacks und der Kunst
hervorzubringen bemüht seyn muss, so darf er doch niemals vergessen, dass
jener nur Täuschung erregen will, wo er eine wirkliche Darsteilung liefert.
Er hat für mehr als einen Gehchtspunkt zu sorgen, wenn gleich die übrigen
dem wichtigsten untergeordnet bleiben. Der Gartenkünstler, dem er die Hand
reicht, steht zwischen ihm und dem Landschastsmaler gleichsam in der Mitte;
der beschränktere Raum seiner Schöpfung gebietet ihm nur aus die möglichften
Wirkungen Rückßcht zu nehmen, die seine Anlagen in diesem Räume zu leihen
vermögen, und bekümmert hch wenig um jene, die he ausser demselben hervor-
bringen könnten. Er verbindet die Wahrheit mit Täuschung, und darf es,
wenn er vermeidet, ins Unnatürliche und Tändelnde zu fallen. Der Natur-
künstler hingegen muss hch faß niemals Täuschung erlauben: er biete der
Wahrheit der Natur wieder Wahrheit dar! Sein Zweck ist nicht, in einem
bestimmten Bezirke eine schöne Natur im Kleinen zu schafsen; er unternimmt
die Natur zu verschönern, zu veredeln und noch mehr zu beleben. Die voll-
kommenßen Werke des Landschaftmalers, des Gartenkünstlers, und des Natur-
künstlers, lassen hch einigermassen, wie es mir in diesem Augenblicken erscheint,
mit der Darsteilung eines Malers, eines Bildhauers, und dem wahren lebendigen
Vorgang einer grossen oder rührenden mensehlichen Scene vergleichen. Der
Maler vermag uns mit aller seiner Kunst nur durch Täuschung zu rühren; der
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