DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.17514#0155
110
als möglich, in sein Bette, zog die Decke über den Kopf weg, und drückte
noch unter derselben die Augen so feit zu, als er konnte, allein die Bilder
des Zauberschlolses schwebten ihm noch immer vor Augen , bis endlich die
Müdigkeit der Geschäftigkeit seiner Einbildungskraft Einhalt that, und der
ganze Görge mit Leib und Seele in einen tiefen Schlaf versank.
Als er am Morgen erwachte, stand der ganze Zauber mit aller Lebhaftig-
keit wieder vor ihm da. Er sprang sogleich aus dem Bette, um seinen Huth
zu besehen, der seiner Meinung nach gänzlich verbrannt seyn musste; aber
zu seinem grössten Erstaunen fand er den Huth unversehrt. Indem er ihn so
verwundert von allen Seiten herumdrehete, fiel aus einer kleinen Ösfnung im
Futter ein Goldstück heraus, dergleichen er noch nie eines in Händen gehabt
hatte. Auf einmal enträthselte sleh ihm nun die Belohnung mit den glühen-
den Kohlen , so wie die sich immer vermehrende Schwere derselben. Mit
grosser Begierde sprang er vors Haus, nach den ausgeschütteten Kohlen zu
sehen; allein statt der gehofsten Goldstücke fand er nichts als ein Häufchen
todter Steinkohlen. Er raffte sie alle emsig zusammen und trug sie hinein auf
den Tisch; aher sie wollten weder erglühen noch in Gold lieh verwandeln.
Er that lie wieder in den Huth; doch auch dieser Versuch lies fruchtlos ab.
Da stand nun Rothkopfs Görge und krazte sich hinter den Ohren, dass er
sein Glück so verscherzt hatte. Das in dem Huthe gefundene Goldstück machte
ihn ärmer als er gewesen war, weil es ihn beständig an seinen Verlust erin-
nerte. Da er aber als ein lustiger Spielmann von Natur keinen Hang zur
Schwermuth besass, so ergab er lieh endlich darein; und nach einigen Jahren
schien er sogar froh darüber, dass er nicht zum reichen Manne geworden war:
Denn, sprach er zuweilen, schon das eine Goldstück hat mir Unmuth und
Sorgen genug gemacht, wie sehr würde mich nicht erst ein ganzer Huth voll
solcher* Goldstücke gepeiniget haben!
als möglich, in sein Bette, zog die Decke über den Kopf weg, und drückte
noch unter derselben die Augen so feit zu, als er konnte, allein die Bilder
des Zauberschlolses schwebten ihm noch immer vor Augen , bis endlich die
Müdigkeit der Geschäftigkeit seiner Einbildungskraft Einhalt that, und der
ganze Görge mit Leib und Seele in einen tiefen Schlaf versank.
Als er am Morgen erwachte, stand der ganze Zauber mit aller Lebhaftig-
keit wieder vor ihm da. Er sprang sogleich aus dem Bette, um seinen Huth
zu besehen, der seiner Meinung nach gänzlich verbrannt seyn musste; aber
zu seinem grössten Erstaunen fand er den Huth unversehrt. Indem er ihn so
verwundert von allen Seiten herumdrehete, fiel aus einer kleinen Ösfnung im
Futter ein Goldstück heraus, dergleichen er noch nie eines in Händen gehabt
hatte. Auf einmal enträthselte sleh ihm nun die Belohnung mit den glühen-
den Kohlen , so wie die sich immer vermehrende Schwere derselben. Mit
grosser Begierde sprang er vors Haus, nach den ausgeschütteten Kohlen zu
sehen; allein statt der gehofsten Goldstücke fand er nichts als ein Häufchen
todter Steinkohlen. Er raffte sie alle emsig zusammen und trug sie hinein auf
den Tisch; aher sie wollten weder erglühen noch in Gold lieh verwandeln.
Er that lie wieder in den Huth; doch auch dieser Versuch lies fruchtlos ab.
Da stand nun Rothkopfs Görge und krazte sich hinter den Ohren, dass er
sein Glück so verscherzt hatte. Das in dem Huthe gefundene Goldstück machte
ihn ärmer als er gewesen war, weil es ihn beständig an seinen Verlust erin-
nerte. Da er aber als ein lustiger Spielmann von Natur keinen Hang zur
Schwermuth besass, so ergab er lieh endlich darein; und nach einigen Jahren
schien er sogar froh darüber, dass er nicht zum reichen Manne geworden war:
Denn, sprach er zuweilen, schon das eine Goldstück hat mir Unmuth und
Sorgen genug gemacht, wie sehr würde mich nicht erst ein ganzer Huth voll
solcher* Goldstücke gepeiniget haben!