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Becker, Wilhelm Gottlieb; Tauber, Andreas [Editor]; Pursh, Frederick [Editor]; Block, Ludwig Heinrich von [Editor]
Der Plauische Grund Bei Dresden: Mit Hinsicht Auf Naturgeschichte Und Schöne Gartenkunst ; Mit fünf und zwanzig Kupferblättern — Nürnberg, 1799

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https://doi.org/10.11588/diglit.17514#0174

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crerissen! Und dennoch erscheinet zuletzt das Ganze wie ein unan sehnlich er Stein-
klumpen, und ist von aussen und innen ein ärmliches Flickwerk. Ein wahrer Bau-
künstler, der diesen Namen verdient, wird die Vergütung seiner Bemühung, die
freilich den Lohn eines Mauermeisters, wie billig, überwiegen muss, durch Plan,
durch Ordnung, und durch Verhinderung vergeblicher Köllen wieder ersetzen; und
zur Ehre des Bauherrn geht dann ein schönes Gebäude aus seinen Händen hervor.
Der übrige Aufwand, den die entworfenen Anlagen verlangen würden, kann
eben so wenig in Betrachtung kommen, wenn man ihn mit den erstaunlichen Korten
vergleicht, welche vormals die grossen französischen Gärten verschlangen, und die
itztdie englischen Gärten erfordern, worin man Gebäude aus allen Himmelsgegenden
sindet, und die Vorwelt und — Nachwelt (möchf ich sagen) geduldig beisammen
erblickt; wo künstliche Hügel und künstliche Thäler, wie Meeres wo gen, aufeinander
folgen, und Graben gezogen werden, um Brücken drüber zu bauen; und wo nicht
nur die Anlagen einegrosse, nie zu berechnende Summe in lieh hineinziehen, sondern
wo überdiess noch die jährlichen Unterhaltungskosten den ganzen Ertrag eines
bedeutenden Fdtterguths brauchen. Hier aber in dieser verschönerten Landschast,
wo das Geschmückte vielmehr vermieden, als gesucht werden dürfte, würden die
erforderlichen Unterhaltungskosten, in Vergleichung mit jenen, von keinem grossen
Belang seyn.
Man darf mich deswegen, ich muss es nochmals erklären, für keinen Gegner
der so genannten englischen Gärten halten: ich ehre und liebe die Kunst, die auf
einem unbedeutenden Landstück ein Kunstwerk hervorzuzaubern vermag, welches
die schöne Natur nachahmt und auf mancherlei Weise Vergnügen und Unterhal-
tung gewährt. Ich wollte nur zeigen, dass die wahre schöne Natur, durch einige
Kunst gehoben, da, wo he vorhanden ist, auch die vortreslichsten Gärten in jeder
Rücklicht verdunkelt, und dass eine solche Garten-Landschaft (mit welchem Namen
ich he, bis ein andrer gefunden ist, zum Unterschiede der Gärten einstweilen belegen
will) eine eigene Gattung ausmache. Auch tadle ich keineswegs die beträchtlichen
Kosten, die grosse Gärten sowohl bei Anlegung derselben als zur beständigen Unter-
haltung erfordern, wenn Fürsten und reiche Beßtzer solche Summen entbehren
können, und wenn nur aus ihrem Verbrauche ein schönes Kunstwerk hervorgeht.
Dann ist ein solcher Aufwand immer zu rühmen; denn er ernährt eine Menge von
Menschen, und hinterlässt doch ein geschmackvolles Denkmal einer liebenswürdigen
Kunst, was tausenden spät noch Vergnügen gewährt. Ich suchte nur mit dem
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