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Die Arzneimittellehre des Dioskurides.
Furunkeln und bösen Grind rings herum auf. Mit Wein zusammen-
gerührt heilt es als Umschlag Hunds-, Menschen- und Vipernbisse. Mit
Essig beschwichtigt es Harnverhaltung, Krämpfe und Stuhlzwang. Es
hilft denen, die an Auszehrung leiden, wenn es geröstet in der Grösse
einer Nuss mit Honig genommen wird. Seine Abkochung heilt als Auf-
guss Frostbeulen und Jucken am (ganzen) Körper.
Vicia Ervilia L. (Leguminosae-Papilionaceae), Linsenwicke.
Cap. 132. Περί Θερμού. Lupine. Die cultivirte Lupine [bei
den Römern Lupinus, bei den Ägyptern Brechu] ist bekannt. Das Mehl
davon treibt mit Honig als Leckmittel oder mit Essig getrunken die
Würmer aus. Die Lupinen selbst, macerirt und noch etwas bitter genossen,
leisten dasselbe; auch die Abkochung derselben hat die gleiche Wir-
kung. Mit Raute und Pfeffer getrunken ist sie der Milz heilsam, als
Aufguss ist sie dienlich gegen krebsartige und böse Geschwüre, gegen be-
ginnende Krätze, weisse Hautflecken, Muttermale, Hautausschlag und bösen
Grind. Selbige mit Myrrhe und Honig im Zäpfchen treibt die Men-
struation und den Fötus aus. Das Mehl reinigt die Haut und (vertreibt)
dunkle bleifarbene Stellen, lindert auch mit Grütze und Wasser die Ent-
zündungen. Mit Essig besänftigt es Ischiasschmerzen. In Essig gekocht
entfernt es als Umschlag Geschwülste und Skrofeln und reisst Furunkeln
rings herum auf. Die Lupinen, mit Regenwasser bis zum Schleim ge-
kocht, glätten das Gesicht. Mit der Wurzel der schwarzen Mastixdistel
gekocht heilen sie die Räude der Schafe, wenn sie mit der warmen Ab-
kochung gewaschen werden. Die Wurzel, mit Wasser gekocht und ge-
trunken, treibt den Harn. Die versüssten (entbitterten), fein gestossenen
Samen mit Essig genossen beschwichtigen den durch Ueberfüllung des
Magens entstehenden Ekel und bessern die Appetitlosigkeit.
Cap. 133. Περί Θερμού αγρίου. Wilde Lupine. Es gibt auch
eine wilde Lupine [die Römer nennen sie Lupinus agrestis], sie ist der
gebauten ähnlich, im Ganzen aber kleiner, wirkt jedoch in derselben Weise
wie die gebaute.
D. bespricht in den beiden Capiteln zwei Lupinenarten — Theophrast kennt
nur eine —, von denen man die erstere, die gebaute als Lupinus hirsutus L., Rauhe,
und die wilde als Lupinus angustifolius L. (Leguminosae-Papilionaceae), Schmal-
blätterige Lupine anspricht. Die letztere findet sich an steinigen Vorbergen
unter Gebüsch. Der Name Lupinus wird von lupus, Wolf, abgeleitet, weil die Pflanze
den Boden aussaugt (Cato bei Plinius XVII 56 sagt: terram pasci). Die Lupinen
haben einen bitteren Geschmack, welcher ihnen durch Maceration mit Wasser etwas
genommen wird. Ihre Heimath ist der Orient. Sie dienen jetzt nur noch als Vieh-
futter, da sie den anderen Leguminosen an Nährwerth nachstehen. Man hat sie als
Surrogat des Kaffees empfohlen. Sie enthalten nach K. Gerhard (Arch. d. Ph. 1897
Die Arzneimittellehre des Dioskurides.
Furunkeln und bösen Grind rings herum auf. Mit Wein zusammen-
gerührt heilt es als Umschlag Hunds-, Menschen- und Vipernbisse. Mit
Essig beschwichtigt es Harnverhaltung, Krämpfe und Stuhlzwang. Es
hilft denen, die an Auszehrung leiden, wenn es geröstet in der Grösse
einer Nuss mit Honig genommen wird. Seine Abkochung heilt als Auf-
guss Frostbeulen und Jucken am (ganzen) Körper.
Vicia Ervilia L. (Leguminosae-Papilionaceae), Linsenwicke.
Cap. 132. Περί Θερμού. Lupine. Die cultivirte Lupine [bei
den Römern Lupinus, bei den Ägyptern Brechu] ist bekannt. Das Mehl
davon treibt mit Honig als Leckmittel oder mit Essig getrunken die
Würmer aus. Die Lupinen selbst, macerirt und noch etwas bitter genossen,
leisten dasselbe; auch die Abkochung derselben hat die gleiche Wir-
kung. Mit Raute und Pfeffer getrunken ist sie der Milz heilsam, als
Aufguss ist sie dienlich gegen krebsartige und böse Geschwüre, gegen be-
ginnende Krätze, weisse Hautflecken, Muttermale, Hautausschlag und bösen
Grind. Selbige mit Myrrhe und Honig im Zäpfchen treibt die Men-
struation und den Fötus aus. Das Mehl reinigt die Haut und (vertreibt)
dunkle bleifarbene Stellen, lindert auch mit Grütze und Wasser die Ent-
zündungen. Mit Essig besänftigt es Ischiasschmerzen. In Essig gekocht
entfernt es als Umschlag Geschwülste und Skrofeln und reisst Furunkeln
rings herum auf. Die Lupinen, mit Regenwasser bis zum Schleim ge-
kocht, glätten das Gesicht. Mit der Wurzel der schwarzen Mastixdistel
gekocht heilen sie die Räude der Schafe, wenn sie mit der warmen Ab-
kochung gewaschen werden. Die Wurzel, mit Wasser gekocht und ge-
trunken, treibt den Harn. Die versüssten (entbitterten), fein gestossenen
Samen mit Essig genossen beschwichtigen den durch Ueberfüllung des
Magens entstehenden Ekel und bessern die Appetitlosigkeit.
Cap. 133. Περί Θερμού αγρίου. Wilde Lupine. Es gibt auch
eine wilde Lupine [die Römer nennen sie Lupinus agrestis], sie ist der
gebauten ähnlich, im Ganzen aber kleiner, wirkt jedoch in derselben Weise
wie die gebaute.
D. bespricht in den beiden Capiteln zwei Lupinenarten — Theophrast kennt
nur eine —, von denen man die erstere, die gebaute als Lupinus hirsutus L., Rauhe,
und die wilde als Lupinus angustifolius L. (Leguminosae-Papilionaceae), Schmal-
blätterige Lupine anspricht. Die letztere findet sich an steinigen Vorbergen
unter Gebüsch. Der Name Lupinus wird von lupus, Wolf, abgeleitet, weil die Pflanze
den Boden aussaugt (Cato bei Plinius XVII 56 sagt: terram pasci). Die Lupinen
haben einen bitteren Geschmack, welcher ihnen durch Maceration mit Wasser etwas
genommen wird. Ihre Heimath ist der Orient. Sie dienen jetzt nur noch als Vieh-
futter, da sie den anderen Leguminosen an Nährwerth nachstehen. Man hat sie als
Surrogat des Kaffees empfohlen. Sie enthalten nach K. Gerhard (Arch. d. Ph. 1897