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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Bericht über die Fortschritte der römisch-germanischen Forschung: im Jahre ... — 2.1905

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Dragendorff, Hans: Bericht über die Tätigkeit der Römisch-Germanischen Kommission im Jahre 1905
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Dragendorff, Hans; Wolff, G. [Bearb.]: Okkupation Germaniens durch die Römer
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https://doi.org/10.11588/diglit.26254#0076
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eiiie steinerne, so bei den Erdkasteilen eine hölzerne, senkrechte Stirnwand dem
Graben zu; zwischeu Graben und Wall findet sich eine Berme. Sollten
Spuren der Holzversteifung sich nicht doch noch unter der jetzigen äusseren
Böschung finden? Eigenartig ist, dass das Kastell trotz seiner Grösse nur
ein Tor hat. An Stelle dieses Erdlagers trat dann eine grössere uuregelmässige
Steimnauer, die auch nur ein Tor hatte. Dann haben sich anscheinend Privat-
bauten in dem Mauerriug angesiedelt. Besonderes Interesse beansprucht hier
der sehr gut erhaltene Ofen in einem Bau im nördlichen Teile des Lagers.
Die geringen Einzelfunde gestatten eine exakte zeitliche Umgrenzung der ein-
zelnen Anlagen anscheinend noch nicht.

S. 63 ff. desselben Heftes bringt den Bericht iiber das Ausgrabungsjahr
1903 fiir Carnuntum. Ein besonders gut erhaltenes Hypokaustum gibt von
Groller Gelegenheit zu Bemerkungen iiber die römische Heizung, wobei
namentlich die seitlichen Löcher der tubidi sicher richtig als dadurch bedingt
erklärt werden, dass nicht alle tubuli den Bauch aus dem Dache fiihren konnten,
sondern nur einzelne, und die anderen infolgedessen mit diesen in Verbindung
stehen mussten. Unter den Funden aus der Zivilstadt verdient nainentlich der
Schmelzofen und die zugehörige Giessgrube Beachtung (S. 145 ff.).

Nachgetragen sei hier auch noch ein Artikel von Frankfurter in den
Deutschen Geschichtsblättern Bd. V S. 286 ff. tiber Limesforschung in Oster-
reich, der kurz die bisher gewonnenen Resultate zusammenfasst, aber bei
aller Anerkennung der Vorziiglichkeit des Geleisteten doch die Hoffnung auf
eine Organisation in grösserem Stile und die stärkere Heranziehung der Lokal-
forscher nach dem Muster der deutschen Limeskominission nicht unterdriickt.

Reicke Funde auf dem Boden Wiens machen jetzt zweifellos, dass die
Zivilstadt Vindobona, wie schon Kenner und Kubitschek annahmen, am
Rennwege sicli ausgedehnt hat. Ausschlaggebend waren namentiick neue Funde
gelegentlick der Ausschachtungen ftir das Direktionsgebäude des botanischen
Gartens an der Prätoriusgasse. Die Reste gehören reichen Privatkäusern an,
deren Wiederhersteliung nach Ausweis der kleinen Funde um die Mitte des
III. Jahrkunderts erfolgt sein muss. Interessant ist das Ergebnis, dass eine
keltische Niederlassung der römischen vorausgegangen ist. — Am Castrum
Vindobona gelang der Nachweis, dass die römische Festungsmauer, die im
Zuge des heutigen Grabens, der Rotenturmstrasse, Kohlmessergasse, des tiefen
Grabens, der Bognergasse und zuriick zum Graben geführt war, von drei Grä-
beu umzogen war, von denen der mittlere der tiefste war.

Über „Joviacum, das heutige Schlögen, und seine Umgebung“ schreibt
R. Trampler (Wien. Programm 1905).

Aus der ungarischen Ertesitö arckeologiai Bd.XXIV (1904) seien angefiihrt:
G. Finaly, Der Limes Dacicus (S. 9ff.); G. Téglâs, Das Grenztor des vor-
trajanischen Dacien an der unteren Donau (S. 318 ff.); Ders., Die Kastellgruppe
bei Gerebencz (S. 397 ff.). — Endlich erwähne ich H. van de Weerd, Etude
kistorique sur deux légions romains du Bas-Danube (V a Maeedonica, XI a Clau-
dia) fasc. I.
 
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