Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Bericht über die Fortschritte der römisch-germanischen Forschung: im Jahre ... — 2.1905

DOI Artikel:
Dragendorff, Hans: Bericht über die Tätigkeit der Römisch-Germanischen Kommission im Jahre 1905
DOI Artikel:
Wolff, G.: Zur römischen Städte- und Ortskunde, 1: Besiedelung der südlichen Wetterau in vorgeschichtlicher und römischer Zeit
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26254#0078
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
70

gebend fflr diesen Entschhiss waren folgende Griinde: Es wurde als wiinschens-
wert anerkannt, dass neben den die Verbrcitung der einzelnen Fundtypen
iiber grössere Länderstrecken darstellenden archäologisehen Karten, auf welchen
die im Interesse der Übersichtlichkeit derb gehaltenen Signaturen die Fundorte
nur ganz allgemein bezeichnen, von wichtigen Gegenden auch solche
topographische Karten hergestellt werden, welche die Lage der cinzelnen Fnnd-
stellen genau erkennen lassen und dadurch die Möglichkeit bieten, das Ver-
halten der verschiedenen Kulturperioden hinsichtlich der Wahl der Wohn- und
Begräbnisstätten zu den nattirlich gegebenen Verhältnissen einerseits und den
ältesten Verkehrswegen und Rodungen andererseits zu erkennen. Fiir diesen
Zweck ist selbst die Generalstabskarte im Massstab 1:100000 nicht geniigend,
da auf ihr an dicht besiedelten Stellen die Signaturen der verschiedenen Perio-
den sicli drängen wiirden. Die Messtischblätter im Massstab 1 : 25000 erschienen
dagegen als geeignet.

Was die Begrenzung des Gebietes betrifft, so waren folgende Momente
bestimmend: Das Gelände zwischen der unteren Nidda und dem Main musste
— abgesehen von der unmittelbaren Umgebung von Frankfurt undHanau 1) —
noch vor 20 Jahren nach den Ergebnissen der Fundstatistik als ein in den ver-
schiedenen prähistorischen Perioden äusserst diinn besiedelter Landstrich er-
scheinen. Insbesondere war im ganzen Niddertale von Vilbel bis zum Limes
auf der sorgfältig ausgearbeiteten Hammeranschen Fundkarte 2) nur eine
einzige Grabhiigelgruppe (bei Eichen), aber keine römische Niederlassung, kein
römisches Grab eingetragen. Nachdem im Jahre 1893 die Reichs-Limes-Kom-
mission aucli die Erforschung des Strassensystems, zunächst in der Wetterau,
in den Bereich ihrer Tätigkeit gezogen batte, eine Aufgabe, die nur auf Grund
einer intensiven Nachforscliung nach Spuren römischer und prähistorischer
Ansiedelungen gelöst werden konnte, war Ref., dem dieser Teil der Arbeit
zugefallen war, bereits im Jahre 1896, als er einige Herbstwochen in
jenem bis dahin vernachlässigten und damals auch vom Verkehr noch mchr
als lieute abgelegenen Landstriche an der Niddcr uud der „Hohen Strasse“ zu-
gebracht hatte, in der Lage, die Überzeugung auszusprechen, dass „sich zwischen
dem wetterauischen Grenzwallc und dem Taunus schwerlich cin Dorf finden
dürfte, in dessen Gebiet nicht eine oder mehrere ländliche Niedcriassungen
(der Römer) gewesen wären“ 3). Diese Überzeugung hat sicli in den folgenden
Jahren nur befestigt und verstärkt, so dass wir heute in jeder Gemarkung im
Niddertal und am Stidabhang der Hohen Strasse nach dem Maintal mindestens
fiinf römische Niederlassungen, ausserdem aber so zahlreiche z. T. ausgedehnte

1) Dass diese Ausnahinen nicht etwa in der Kontinuität vorgcschichMicher und
moderner Besiedelung', sondern nur darin ihren Grund hatten, dass in Frankfurt und
Hanau tätige Altertumsvereine ihren Sitz hatten, konnte Kennern der Verhältnisse
nicht zweifelhaft sein.

2) Vergl. A. Hammeran, Urgeschichte von Fraukfurt a/M. und der Taunus-
gegend. 1882. Mit Karte.

3) Vergl. Limesblatt Nr. 18, 1896, Sp. 496.
 
Annotationen