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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Bericht über die Fortschritte der römisch-germanischen Forschung: im Jahre ... — 2.1905

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Dragendorff, Hans: Bericht über die Tätigkeit der Römisch-Germanischen Kommission im Jahre 1905
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Dragendorff, Hans: Provinziale Keramik
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https://doi.org/10.11588/diglit.26254#0103
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9è -

häufigen Fasses niit wagerechtem Rand gefunden ist; doch mag ein vereinzeltes
Stiick dieser Form auch noch im II. Jahrhundert im Gebrauch gewesen sein.
Wesentlich anders ist das Bild der Keramik von Weissenburg, wie es die Be-
arbeitung durch Barthel zeigt. Hier tritt die friihere Anlage des Kastells
gerade in der Terra-sigillata hervor: neben sicherem rheinzaberner Fabrikat
steht viel gallisches, und nicht nur solches aus Lezoux, sondern auch süd-
gallisches.

In gewisser Beziehung wieder einen Schritt über Déchelette hinaus
fiihrt das Buch von R. Knorr: „Die verzierten Terra-sigillata-Gefässe von
Cannstadt und Köngen-Grinario“, das von der wiirttembergischen Kommission
fiir Landesgeschichte herausgegeben ist. Es ist, nach den Worten des Ver-
fassers, „ein Versuch, die Terra-sigillata-Gefässe von Cannstatt und Kôngen-
Grinario chronologisch zu bestimmen, die Herkunft dieser Gefâsse festzustellen,
die Töpfer dieser Funde nachzuweisen und tiber Stil und Art der Tôpfer oder
Tôpfergruppen genauere Feststellungen zu machen.“ Knorr gibt in vorziig-
licher massstâblicher f 1/2 nat. Gr.) Zeichnung auf 47 Tafeln eine grosse Menge
dekorierten Geschirres. Wâhrend Déchelette uns den Typenkatalog gegeben
hat, erhalten wir hier nun ein reiches Material, das die Art, wie diese Typen
zusammengesetzt werden, veranschaulicht. Wâhrend die Typen oft mehreren
Tôpfern bez. Formschüsselfabrikanten gemeinsam sind, ist die Zusammensetzung
das Werk des einzelnen. Genaues Studium zeigt, dass sich die einzelnen Tôpfer
durch Besonderheiten der Anordnung der Dekorationsmotive und sonstige Eigen-
tümlichkeiten anszeichnen. So gelingt es dann, auch nicht signierte Gefâsse oder
Scherben bestimmten Töpfern zuzuweisen, damit in vielen Fâllen ihre Herkunft und
Zeit genauer zu ergriinden. Das Bild des Exportes, das bisher viel zu sehr von
demümstaud, dass zufâllig der Stempel mit erhalten war, abhing, wird erheblich
modifiziert werden. So schâtzt Bohn nach der Verbreitung der Stempel den
Export von Lezoux nach Germanien sicher zu gering ein (C. I. L. XIII,
III 2 432). Nach diesem Gesichtspunkt gruppiert Knorr sein Material und
gliedert es, indem er gleichsam dem persônlichen Element in der Terra-sigillata-
Industrie wieder mehr zu seinem Rechte verhilft. Eigentümlichkeiten wie bei-
spielsweise das OD auf den Gefâssen des Doeccus (S. 153) — einerlei ob es nun
wirklich eine Art Monogramm ist oder nicht — sind vorziiglich geeignet, einc
Fiille von unsignierten Scherben diesein Tôpfer und damit der Fabrik von
Lezoux zuzuweisen. Ahnlich das Doppelblatt mit ausgebrochener Knospe, das
von Cerialis weiter benutzt wird (S. 32 ff.). Auf die zahlreichen Beobachtungen
iiber die einzelnen Tôpfer, ihre Zeit, Gruppierung, Beziehungen untereinander,
die das Buch bietet, kann hier nur hingewiesen und zur Priifung an anderen
Fundorten aufgefordert werden; dagegen sei noch besonders hervorgehoben,
was Kn. iiber den Tôpfer Reginus ausfiihrt, weil damit wieder die Frage der
kleinen lokalen Fabriken beriihrt wird. In den Resten einer römischeu Tôpferei
in der Nâhe von Stuttgart sind u. a. auch Reste von Formschüsseln fiir Terra-
sigilIata-Schalcn gefunden, von denen eine den Stempel des Reginus trâgt.
Erzeugnisse der Fabrik des Reginus, der in seiner Eigenart leicht kenntlicb
 
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