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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Bericht über die Fortschritte der römisch-germanischen Forschung: im Jahre ... — 3.1906/​7(1909)

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Dragendorff, Hans: Bericht über die Tätigkeit der Römisch-Germanischen Kommission im Jahre 1096
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Schoetensack, Otto: Die ältere Steinzeit, mit besonderer Berücksichtigung der Funde in Südwestdeutschland
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https://doi.org/10.11588/diglit.26255#0013
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Schichten heran. Insbesondere diejenigen von Aurillac (Cantal) gaben aueh
deutschen Forschern zu umfangreichen Grabungen und Veröffentlichungen Ver-
anlassung (H. Klaatsch, Die tertiären Silexartefakte aus den subvulkanischen
Sanden des Cantal, Arch. f. Anthrop., N. F. III [1905], S. 153—160, und
M. Verworn, Abh. d. K. Ges. d. Wissensch. zu Göttingen, mathem.-physik. Kl.,

1905, S. 1—56). Es wttrde uns zu weit fiihren, auf diese hier einzugehen;
zudem wird die Frage noch lebhaft diskutiert, ob die an den aufgefundenen
Feuersteinen vorhaudenen Absplitterungen wirklich von der Hand des Menschen
herrühren, oder ob sie durch natürliche Vorgänge, insbesondere durch strömendes
Wasser verursacht sind. Für letztere Erklärung treten namentlich der Pariser
Paläontologe M. Boule und H. Obermaier ein, die darauf hinweisen, dass
in den durch maschinelle Riihrwerke mit eisernen Zinken betriebenen Kreide-
schlämmereien an den in den Bassins lieftig herumgesehleuderten Feuersteinen
ähnliche Absplitterungen, wie an den Eolithen, entstehen (M. Boule, L’origine
des éolithes, L’Anthropol. 1905 S. 257—267, uud H. Obermaier, Zur Eolithen-
frage, Arch. f. Anthrop., N. F. IV [1906], S. 75—86). — Nach P. G. Krause
(Monatsber. d. Deutscb. geol. Ges. 1906 S. 207) sind diese Beweise durchaus
anfechtbar: „Die Vorgänge in den Mühlen enthalten nicht bloss rein natürliche
Momente, sondern es sind durch die Ketten und Eggen menschliche Eingriffe
hinzugefügt, für die es bei der Entstehung in der freien Natur eben kein
Analogon gibt.“ Dies erkeunt auch Bennett an (Geol. Mag. Dec. V3, Nr. 2/3

1906, zitiert nach Krause), der die Vorgänge in den Kreidemühlen vorurteils-
frei untersucht hat. Er kommt zu dem Schlusse, dass die Feuersteine, die
zwei Tage in der Mühle waren, in ihrer unteren Sckicht, wo sie nicht in den
Bereich der Eggen gekommen waren, als fast vollkommeu glatte Kugeln
herauskamen, während die oberste Sekicht, die in den Bereich der Eggen
geriet, zu Pseudo-Eolithen wurde. — Ferner stellte M. Verworn fest (Korrbl.
f. Anthrop. 1906 S. 32), dass unter dem reichen Material, das ihm aus den
Kreideschlämmereien zur Verfügung stand, „sich auch nicht ein einziger Feuer-
steiu fand, der die charakteristische Kombination einer Schlagbeule mit meh-
reren Negativen gleickgerickteter Absckläge und zugleich eiuer regelmässigen
Reihe von einseitigen Schlagmarken am Rande mit anderen vollständig scliarf-
kantigen Räudern usw. an ein und demselben Stück zeigte, wie die einwand-
freien StUcke von Aurillac, bei denen jede Spur eiuer RoIIung fehlt.“

Rutot hat in Belgien ausser der „Industrie de la pierre utilisée“ des
Eolithicum auch die „Industrie de la pierre taillé“ des Palaeolithicum einem
gründlicken Studium auf stratigraphischer Basis unterzogen, wobei er zu dem
Ergebnisse gelangte (Le Préhistorique dans l’Europe centrale. Coup d’oeil
sur l’état des conuaissances relatives aux industries de la pierre à I’exclusion
du néolithique en 1903, Compte rendu du congrès d’archéologie et d’histoire,
Dinant 1903), dass die Schichten, welche die Eolithe enthalten, durch die
Fauna des Elephas antiquus charakterisiert sind, während für die paläolithischen
Schiehtcn Elephas primigenius das Leitfossil ist, an dessen Stelle in der
 
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