Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Bericht über die Fortschritte der römisch-germanischen Forschung: im Jahre ... — 3.1906/​7(1909)

DOI Artikel:
Dragendorff, Hans: Bericht über die Tätigkeit der Römisch-Germanischen Kommission im Jahre 1096
DOI Artikel:
Dragendorff, Hans; Barthel, Walther: Neues zur Geschichte der römischen Occupation Germaniens
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26255#0161
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
152

lösen. Ob schon damals an einer oder mehreren Stellen die Rheiulinie dauernd
besetzt gehalten wurde, ist noch nicht bekannt, wird sich aber sicher bei
genauer Bearbeitung gerade wieder der Kleinfunde entscheiden lassen. Die
frühesten festen Römerplätze ain Rhein müssen im Gegensatz zu denen der
Drusianischen Zeit, um sie einmal kurz so zu bezeichnen, an den Stellen
gesucht werden, wo Strassen aus Gallien am Rliein mtinden. In dieser Hin-
sicht gewinnt Urmitz im Neuwieder Becken erhöhte Bedeutung, der einzige
Punkt, wo bisher eiu grosses römisches Lager entdeekt ist, das älter als das
an der gleicheu Stelle Iiegende Drususkastell ist. Auch die Funde bei der
Selsschen Ziegelei iu Neuss reichen, wie der Vergleich mit den Halterner
Funden zeigt, in diese ältere Periode hinauf, ohne dass hier das zugehörige
Lager selbst schon gefunden wäre. Mit Recht weist Ritterling darauf hin,
dass die Lage von Neuss am Endpunkte einer von Gallien an den Rhein
führenden Strasse wcit mehr der älteren defensiven Periode als der drusianiscben
offensiven entspricht.

Infolge der Niederlage des Lollius tritt dann der Umschwung der römi-
schen Politik gegenüber Germanien ein. Der Rhein wird die Basis für die
Offensive gegen das rechtsrheinische Gebiet, die Legionen aus Gallien werden
an den Rhein verlegt. Ausser den beiden Hauptstützpunkten Castra Vetera
und Mogontiacum kennen wir jetzt schon eine ganze Reihe von Stellen, an
denen nach den Fuuden Drususkastelle vorauszusetzen sind. Nachgewiesen
sind die Reste der Lager selbst mit Sicherheit in Andernach und Urmitz,
(einige neue Grabfunde Westd. Ztschr. 1907 S. 321 ; vergl. auch Bonn. Jahrb. 116
S. 240 f.), während das noch von Ritterling als Drusianisch angesprochene
Erdkastell in Remagen erst in spätere, die Zeit des Tiberius zu gehören
scheint (Lehner Bonn. Jahrb. 114/115 S. 204 ff. Ders. Westd. Ztschr. 1907
S. 317). Aber eine gan/.e Anzahl anderer Drususkastelle darf, z. T. durch
Einzelfunde sichergestellt, bereits angenommen werden, soNymwegen, Cleve,
Burginatium bei Calcar (Röm. Gräber vom Anfang des I. Jahrh. v. Chr.
vgl. Mestwerdt Bonn. Jahrb. 116 S. 27 ff.), der mit Recbt sicli gegen den
römischen Ursprung jetzt eingeebneter Wälle ausspricht, die früher als römisches
Lager betrachtet wurden, Asberg (Friihe Funde von dort in Duisburg),
Gellep, Neuss, Cöln (unter den von Poppelreuter und Hagen, Bonn.
Jahrb. 114/115 S. 344 ff., veröffentlichten Gräbern ist freilich nur eines [nr. 2],
das allenfalls bis in diese Zeit hinaufreichen könnte), Koblenz, Boppard,
Bingen, Worms, Strassburg. Namentlich tritt in den letzten Jahren das
Drususlager inBonn klar in denFunden hervor, welche in Wohngruben auf der
Südseite der Brüekenstrasse gemacht sind. Die Fundverhältnisse weisen darauf
hin, dass das Drususlager nicht an der Stelle des späteren Legionslagers lag,
sondern weiter siidlich. An der Nordseite der Brückenstrasse fehlt die
augusteisehe und tiberianische Schicht, während die starken Brand aufweisende
claudisch-neronische Schicht und darüber die flavische und spätere Schicht,
welche die Grubeu auf der Siidseite der Brückenstrasse iiberdecken, sich auch
aiif der Nordseite forisetzen. Sie gehören also schon zu den canabae des
 
Annotationen