dung der modernen Phonologie der Lautforschung als unantastbar galt.
Mehr Vertrauen erwecken' die ai.-dravidischen Vergleiche, die Burrow (TPhS
1945, 79 ff., 1946, 1 ff., BSOAS 12, 365 ff.) zusammengestellt hat. Zwar
verzichtet auch Burrow weitgehend auf eine Diskussion der lautlichen Unter-
schiede, aber die meisten Wörter sind etymologisierbaren Bedeutungsbereichen
entnommen und überzeugen auf den ersten Blick durch ihre lautliche Ähnlich-
keit. Trotzdem muß auch hier vor der Aufstellung fester Laut- und Substi-
tutionsgesetze noch mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß beide Sprachen
unabhängig voneinander ein Wort entweder aus dem Austroasiatischen25
oder einer nicht mehr vorhandenen vorarischen Sprache Indiens26 entlehnt
haben. Wenn man außerdem in Rechnung zieht, daß bei der jungen und
mit Ausnahme des Santali — auch noch ganz dürftigen Überlieserung
der Mundasprachen für viele Fremdwörter die Aussicht, ein direktes außer-
arisches Vorbild zu finden, von vorneherein recht pessimistisch beurteilt
werden muß, so wird man mir nicht verargen, wenn ich mich im Folgenden
mit einem rein negativen Ausleseverfahren begnüge: es interessiert zunächst
nicht, aus welcher Sprache das Wort stammt, sondern nur, ob es schon der
Sprache der arischen Einwanderer angehörte oder nicht. Die bisherigen Deu-
tungen habe ich ohne eigene Stellungnahme in Anmerkungen ausgesührt.
Als der Entlehnung verdächtig können alle Wörter gelten, die 1) vom Idg.
her gesehen etymologisch dunkel sind,2)spezifisch indische Dinge bezeichnen oder
solche, für die eine Übernahme von einer zivilisatorisch höherstehenden Bevölke-
rung wahrscheinlich ist, 3) Suffixe aufweisen, die sich nicht hinter Wortstämmen
arischer Herkunft finden, 4) im Mi. oder auch im Skt. Nebensormen haben,
die sich nicht lautgesetzlich aus dem Sanskritwort herleiten lassen. An Pali-
wörtern, denen im Skt. eine s-Form entspricht, kommen hiersür in Betracht:
sigäla „Schakal", skt. ssgäla; muläla „Lotosfaser", skt. m^näla"-1; bhinkära
„Vase", skt. bh^ngära; singära „Putz, Toilette"28, skt. ssngära; singhätaka
„Wegkreuzung", skt. spigäta, sisäükä „Samengehäuse", skt. (lex.) srpätikä
„Vogelschnabel"; mutinga „Trommel", skt. mrdanga; bhisi „Matratze",
skt. fysi; vanta „Stiel", skt. vptta; bhinka „kleines Tier", skt. bhsnga „(Art
Biene)"; sankhalä „Kette, Gürtel", skt. fynkhalä™. Die beiden ersten Grund-
bedingungen, die wir oben als Voraussetzung für die Annahme einer nicht-
arischen Entlehnung gefordert haben, treffen für alle eben angesührten
Wörter zu; aber auch die dritte, zusätzliche, das Vorhandensein von nicht-
25 Ein sicheres Beispiel dieser Art scheint mir das Wort sür „Psesser": skt. marica,
marica sind einer khmer meric entsprechenden c-Form entlehnt, während das Tamil
mit milaku eine ältere, in mon mräk noch erhaltene Lautform mit k übernommen hat.
28 Die von vorneherein wahrscheinliche Annahme, daß es außer Drav. und Munda im
alten Indien noch andere nichtarische Sprachen gegeben habe, hat neuerdings durch
R. Shafers Vermutung, das Nahali sei kein Munda-Dialekt, sondern ein letzter Über-
rest der Sprache der Bhils (Ethnography of Ancient India p. 12), eine Stütze gesunden;
bei der Dürftigkeit des bisher vorliegenden Materials kommt dieser Feststellung
freilich vorerst nur ein prinzipieller Wert zu.
27 Kuiper 83 vermutet Pm.-Ursprung.
28 Dies ist sicher die ältere Bedeutung des Wortes. Zusammenhang mit srnga „Horn"
(Uhlenbeck; PW s.v. srngära) ist semasiologisch unwahrscheinlich: außerdem wäre
die Stammbildung dabei unklar, sie findet sich sonst nur noch in vrnda : vrndära^
die ihrerseits wie die oben angeführten Wörter zu beurteilen sind. Nach Kuiper 125
ist das Wort pm. (sant. jhingur „Ohrschmuck").
29 Pm. nach Kuiper 122 (skt. me-khalä und tarn, kalai „Gürtel").
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Mehr Vertrauen erwecken' die ai.-dravidischen Vergleiche, die Burrow (TPhS
1945, 79 ff., 1946, 1 ff., BSOAS 12, 365 ff.) zusammengestellt hat. Zwar
verzichtet auch Burrow weitgehend auf eine Diskussion der lautlichen Unter-
schiede, aber die meisten Wörter sind etymologisierbaren Bedeutungsbereichen
entnommen und überzeugen auf den ersten Blick durch ihre lautliche Ähnlich-
keit. Trotzdem muß auch hier vor der Aufstellung fester Laut- und Substi-
tutionsgesetze noch mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß beide Sprachen
unabhängig voneinander ein Wort entweder aus dem Austroasiatischen25
oder einer nicht mehr vorhandenen vorarischen Sprache Indiens26 entlehnt
haben. Wenn man außerdem in Rechnung zieht, daß bei der jungen und
mit Ausnahme des Santali — auch noch ganz dürftigen Überlieserung
der Mundasprachen für viele Fremdwörter die Aussicht, ein direktes außer-
arisches Vorbild zu finden, von vorneherein recht pessimistisch beurteilt
werden muß, so wird man mir nicht verargen, wenn ich mich im Folgenden
mit einem rein negativen Ausleseverfahren begnüge: es interessiert zunächst
nicht, aus welcher Sprache das Wort stammt, sondern nur, ob es schon der
Sprache der arischen Einwanderer angehörte oder nicht. Die bisherigen Deu-
tungen habe ich ohne eigene Stellungnahme in Anmerkungen ausgesührt.
Als der Entlehnung verdächtig können alle Wörter gelten, die 1) vom Idg.
her gesehen etymologisch dunkel sind,2)spezifisch indische Dinge bezeichnen oder
solche, für die eine Übernahme von einer zivilisatorisch höherstehenden Bevölke-
rung wahrscheinlich ist, 3) Suffixe aufweisen, die sich nicht hinter Wortstämmen
arischer Herkunft finden, 4) im Mi. oder auch im Skt. Nebensormen haben,
die sich nicht lautgesetzlich aus dem Sanskritwort herleiten lassen. An Pali-
wörtern, denen im Skt. eine s-Form entspricht, kommen hiersür in Betracht:
sigäla „Schakal", skt. ssgäla; muläla „Lotosfaser", skt. m^näla"-1; bhinkära
„Vase", skt. bh^ngära; singära „Putz, Toilette"28, skt. ssngära; singhätaka
„Wegkreuzung", skt. spigäta, sisäükä „Samengehäuse", skt. (lex.) srpätikä
„Vogelschnabel"; mutinga „Trommel", skt. mrdanga; bhisi „Matratze",
skt. fysi; vanta „Stiel", skt. vptta; bhinka „kleines Tier", skt. bhsnga „(Art
Biene)"; sankhalä „Kette, Gürtel", skt. fynkhalä™. Die beiden ersten Grund-
bedingungen, die wir oben als Voraussetzung für die Annahme einer nicht-
arischen Entlehnung gefordert haben, treffen für alle eben angesührten
Wörter zu; aber auch die dritte, zusätzliche, das Vorhandensein von nicht-
25 Ein sicheres Beispiel dieser Art scheint mir das Wort sür „Psesser": skt. marica,
marica sind einer khmer meric entsprechenden c-Form entlehnt, während das Tamil
mit milaku eine ältere, in mon mräk noch erhaltene Lautform mit k übernommen hat.
28 Die von vorneherein wahrscheinliche Annahme, daß es außer Drav. und Munda im
alten Indien noch andere nichtarische Sprachen gegeben habe, hat neuerdings durch
R. Shafers Vermutung, das Nahali sei kein Munda-Dialekt, sondern ein letzter Über-
rest der Sprache der Bhils (Ethnography of Ancient India p. 12), eine Stütze gesunden;
bei der Dürftigkeit des bisher vorliegenden Materials kommt dieser Feststellung
freilich vorerst nur ein prinzipieller Wert zu.
27 Kuiper 83 vermutet Pm.-Ursprung.
28 Dies ist sicher die ältere Bedeutung des Wortes. Zusammenhang mit srnga „Horn"
(Uhlenbeck; PW s.v. srngära) ist semasiologisch unwahrscheinlich: außerdem wäre
die Stammbildung dabei unklar, sie findet sich sonst nur noch in vrnda : vrndära^
die ihrerseits wie die oben angeführten Wörter zu beurteilen sind. Nach Kuiper 125
ist das Wort pm. (sant. jhingur „Ohrschmuck").
29 Pm. nach Kuiper 122 (skt. me-khalä und tarn, kalai „Gürtel").
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